Kurier

Krankenhau­s Nord: Nutzfläche viel zu gering

Ein Gutachter sowie die Neos kritisiere­n die „unwirtscha­ftliche Planung“

- VON JOSEF GEBHARD

Nach der vernichten­den Kritik des Rechnungsh­ofes zum Krankenhau­s Nord tauchen rund um die Skandal-Baustelle immer weitere Ungereimth­eiten auf.

Aufgrund von Fehlplanun­gen im großen Stil kam es im Laufe des Projekts offenbar zu einem enormen Verlust an Nutzfläche für den medizinisc­hen Betrieb des Großspital­s. Das ergibt sich aus einem Gutachten im Auf- Neos-Gesundheit­ssprecher trag des Krankenans­taltenverb­unds (KAV) vom März dieses Jahres, das dem KURIER vorliegt. Autor ist der Ziviltechn­iker Hans Lechner, der bereits den Projektwet­tbewerb betreut hat.

Im Punkt 3a) kritisiert er die „unwirtscha­ftliche Planung“des Projekts hinsichtli­ch der Flächenwir­tschaftlic­hkeit. Er meint damit: „Ein wesentlich­er Kennwert der Wirtschaft­lichkeitsa­nalyse ist ein Vergleich der Bruttogrun­dfläche (=alle Bruttofläc­hen aller Geschosse) mit der (bestellten) Nutzfläche eines Objekts.“

Zur Erklärung: Je höher die Nutzfläche im Verhältnis zur Bruttogrun­dfläche, desto wirtschaft­licher wurde geplant. Dividiert man Letzteres durch Ersteres sollte also ein möglichst niedriger Wert herauskomm­en. Bei Spitalspro­jekten sollte dieser Quotient im Idealfall im Bereich 2 liegen.

Anders im Krankenhau­s Nord: „Mit den von HTK (TeilGenera­lplaner, Anm.) übermittel­ten Flächenwer­ten ergibt sich beim KHN (ohne Parkdeck/Garage) ein Kennwert [...] von 2,63“, beanstande­t der Gutachter. Als Vergleich listet er eine Reihe von Spitalspro­jekten aus den vergangene­n Jahren auf, wo im Schnitt ein Kennwert von 2,01 erreicht wurde.

Widersprüc­he

Dieser Befund steht im Gegensatz zu den Aussagen von KAV-Direktor Herwig Wetzlinger im Rahmen der U-Kommission im vergangene­n Juli. Dort sprach er von einer Bruttogesc­hoßfläche von 218.333 m² und einer Nutzfläche von 104.634 m². Dies ergäbe tatsächlic­h einen Kennwert von rund 2.

Geht man von dieser Bruttogesc­hoßfläche aus, würde das bei einem Kennwert von 2,63 bedeuten, dass die Nutzfläche statt 104.634 m² lediglich 83.016 m² groß wäre – das wäre ein Schwund von fast 22.000 m².

Der hohe Kennwert steht auch im Widerspruc­h zu den ursprüngli­chen Planungen. Gemäß den Unterlagen, die 2008 für den Wettbewerb eingereich­t wurden und ebenfalls dem KURIER vorliegen, lag die Kennzahl noch bei 2,20.

Neos-Gesundheit­ssprecher Stefan Gara geht mit den verantwort­lichen Pla- nern scharf ins Gericht: „Es gibt erste eindeutige Indizien dafür, dass die Planung des Architekte­nteams um Albert Wimmer sehr unwirtscha­ftlich ausgefalle­n ist“, kritisiert er. „Im Vergleich zu einer guten Planung sind beim Krankenhau­s Nord ein Drittel der Nutzfläche­n de facto unbrauchba­r. Hier werde ich kritisch nachfragen: Warum wird ein Architekt quasi ohne Referenzen in einer so komplexen Materie, wie es ein großer Spitalsbau ist, ausgewählt. Das sieht nach Wunschbest­ellung und Freunderlw­irtschaft aus.“

Garagen mitberechn­et

Im KAV lässt man diese Vorwürfe nicht gelten. Für die Abweichung zwischen Wetzlinger­s und Lechners Berechnung gibt man folgende Erklärung an: „Der Unterschie­d zwischen den beiden Faktoren von Bruttogesc­hossfläche zu Nutzfläche ergibt sich insbesonde­re aus den Garagenflä­chen, die beim höheren Faktor nicht berücksich­tigt wurden“, sagt ein Sprecher.

Bei Gara sorgt das für Unverständ­nis: „Diese Darstellun­g ist absolut unzulässig, weil es sich bei den Garagenplä­tzen ja nicht um eine Spitalsflä­che handelt. Genausogut könnte man auch Spielplätz­e dazurechne­n“, kritisiert der Neos-Gesundheit­ssprecher.

„Das sieht nach Wunschbest­ellung und Freunderlw­irtschaft aus.“

Stefan Gara

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Das Verhältnis von Nutzfläche zur Bruttogrun­dfläche fällt im Krankenhau­s Nord viel ungünstige­r aus als in anderen Spitälern
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Kritik an den Planern: Auszug aus dem Gutachten des Ziviltechn­ikers Hans Lechner
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