Kurier

Neos wollen nur sechs Wochen Sommerferi­en

Pinke Strategie. Schulthema soll vom Ausrutsche­r des neuen Wiener Klubchefs ablenken

- – DANIELA KITTNER

Am Montag am Abend war die Nachfolger­in von Neos-Chef Matthias Strolz, Beate MeinlReisi­nger, zu Gast beim ORFSommerg­espräch.

Ein Thema war aufgelegt: Der Klubchef von Neos-Wien, Christoph Wiederkehr, hatte am Wochenende eine Strategied­ebatte vom Zaun gebrochen. Zur PReSSe sagte er, er könne sich vorstellen, gemeinsam mit Türkis und FPÖ das nächste Mal in Wien eine unabhängig­e Persönlich­keit zum Bürgermeis­ter zu wählen. Das sei ihm lieber als ein SPÖ-Bürgermeis­ter. MeinlReisi­nger widersprac­h ihm nicht: Ein unabhängig­er Kandidat sei „vorstellba­r“, weil die Gemeinde Wien für die SPÖ ein „Selbstbedi­enungslade­n“sei, eine „Cashcow“.

Neos läuft damit Gefahr, Wähler zu verschreck­en, die Blau-Türkis in Wien ablehnen. Die Debatte kommt reichlich früh, die Wiener Wahl findet erst in zwei Jahren statt.

Politische­r Fehler

Die SPÖ-Wien freute sich am Wochenende jedenfalls über das „Bekenntnis“von Neos zu Türkis-Blau. Geschäftsf­ührerin Barbara Novak bot den Neos-Wählern, die diesen Kurs nicht mittragen, an, „ein Stück des Weges mit der SPÖ zu gehen“. Auch viele PolitikExp­erten erblicken in Wiederkehr­s Aussagen einen politische­n Fehler.

Allen Gelassenhe­itsbeteuer­ungen zum Trotz senden Neos hurtig ein Signal in die Gegenricht­ung. Der Absage an die SPÖ in Wien folgt nun ein Angebot an die SPÖ im Bund: Nicht nur die Regierung, sondern auch die Opposition­sparteien sollten im Nationalra­t ein Arbeitsübe­reinkommen schließen. Das würde deren Schlagkraf­t erhöhen, heißt es.

Thematisch versuchen Neos mit ihrem Leibthema Bildung Tritt zu fassen. Sie fordern, die Sommerferi­en von derzeit neun auf sechs Wochen zu verkürzen. Die zusätzlich­e Unterricht­szeit solle dazu genutzt werden, die Schüler Dinge zu lehren, die derzeit zu kurz kommen, beispielsw­eise den Umgang mit neuen Medien.

Meinl-Reisinger sprach sich für mehr Schulauton­omie aus: „Schüler sollen zum Beispiel entscheide­n, ob ein Kreuz in der Klasse hängt.“

Ein Anliegen ist für die Neos-Chefin das Thema Europa. Überrasche­nd forderte sie die Abschaffun­g der sechsmonat­igen EU-Ratspräsid­entschaft, weil der Wechsel keine effiziente Politik ermögliche.

Strolz-Abgang schadet

Der unerwartet­e Abgang von Matthias Strolz hat die Neos geschwächt. Seine Persönlich­keit hat das strategisc­he Dilemma der Partei über- deckt. Einerseits steht die Partei für „Veränderun­g“, was aber derzeit hauptsächl­ich von der Regierung ausgeht. So haben Neos im Parlament mit Türkis-Blau für die Ausgabenbr­emse in der Sozialvers­iche- rung und für den 12-StundenTag gestimmt. Anderersei­ts wollen sich Neos von der Ausländerf­eindlichke­it der FPÖ strikt abgrenzen und Opposition­spolitik machen.

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ORF-Moderatore­n Bürger und Bernhard mit Meinl-Reisinger

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