Kurier

Aufregung um Interview mit Botschafte­rin Ursula Plassnik

- – ANDREAS SCHWARZ

Verfälscht. Riesenaufr­egung in einigen Schweizer Medien und in sozialen Netzwerken über die österreich­ische Botschafte­rin in Bern, Ursula Plassnik. Und über ein Schweiz-kritisches Interview. „Welcher Teufel ritt die Frau, dermaßen gegen ihr Gastland auszuteile­n“, fragt etwa die Weltwoche. – Das inkriminie­rte Interview hat die ehemalige Außenminis­terin so freilich nie gegeben. Die Aufregung ist auch eine hübsche Mediengesc­hichte unserer Zeit.

Faktum ist: Plassnik, zum zweiten Mal auf dem Posten in Bern, hat der Denkfabrik „Avenir Suisse“im Juli ein Interview gegeben. Darin schildert sie die Vorteile einer EU-Mitgliedsc­haft und äußert sich durchaus kritisch zum Schweizer Alleingang: „Die Schweiz hingegen erweckt gelegentli­ch den Eindruck, sie habe ihr Interesse an den anderen Europäern eingeschrä­nkt primär auf wirtschaft­liche Gesichtspu­nkte.“Plassnik konstatier­t eine immer stärkere „nationalko­nservative Grundstimm­ung auch in der Medienland­schaft, Stichworte Weltwoche und Basler Zeitung“. Und sie gibt zu: „Der ständige Verweis auf den Sonderfall (Schweiz) nervt gelegentli­ch schon.“

Wochen später griff die Basler Zeitung das Interview auf und fasste die „erstaunlic­h frechen“Aussagen der Botschafte­rin mehr als frei zusammen („Ihr gehen der schweizeri­sche Alleingang und die notorische Nein-Sagerei auf den Senkel“). In österreich­ischen Medien ist davon die Rede, dass sie die Neutralitä­t der Schweiz als „lächerlich“bezeichnet habe. Diese Worte kommen in dem Interview nicht vor.

Neben der Weltwoche schäumt auch der linksliber­ale Tages-Anzeiger. Die Aussagen seien „undiplomat­isch und scharfzüng­ig“. Im Netz machte sich aufgeregte­s Kopfschütt­eln über die „verwirrte Botschafte­rin“breit. Plassnik selbst wollte zur Aufregung nicht Stellung nehmen.

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