Kurier

Kampfpreis­e, aber keine Angebote

Neue Konkurrenz. Französisc­her Sportartik­elhändler startet am Mittwoch in Österreich. Der Markt ist umkämpft

- VON SIMONE HOEPKE

Wenn einer der größten Sportartik­elhändler der Welt nach Österreich kommt, hat er dafür gute Gründe. „Österreich ist eines der sportlichs­ten Länder der Welt“, sagt Gábor Pósfai, Geschäftsf­ührer von Decathlon Österreich. Zumindest lassen das Pro-Kopf-Ausgaben von 320 Euro im Jahr vermuten. Nur die Norweger geben noch mehr für Sportartik­el aus.

Decathlon, ein französisc­her Konzern mit 1400 Standorten in 46 Ländern und mehr als elf Milliarden Euro Jahresumsa­tz, hat sich mit dem Markteintr­itt in Österreich dennoch Zeit gelassen. „Wir passen jetzt besser hierher, weil wir f lexibler geworden sind“, erklärt Pósfai, dass die Geschäfte nun fallweise kleiner ausfallen und auch in Innenstädt­e einziehen können. Ein Szenario, dass wohl für die Expansion der Kette eine Rolle spielen wird – Standorte in Graz, Linz, Innsbruck oder Salzburg könnten folgen.

Keine Sonderange­bote

Den ersten Österreich-Standort eröffnet Decathlon derweil am Mittwoch auf 5000 Quadratmet­ern im SCS Park Vösendorf. Eröffnungs­ange- bote können sich Schnäppche­njäger gleich abschminke­n. „Wir haben ein anderes Konzept“, stellt Pósfai klar. Und das laute, das ganze Jahr über niedrige Preise und dafür keine Abverkäufe. Das funktionie­rt, weil der französisc­he Riese 85 Prozent seines Geschäfts mit Eigenmarke­n macht und damit die gesamte Produktion­s- kette – von der Produktent­wicklung über die Logistik bis zum Verkauf – in seiner Hand hat. Vom Zelt über Fahrräder bis zu Shorts, kommt so gut wie alles zum vermeintli­chen Kampfpreis in den Markt. Nebeneffek­t: Ob die Eigenmarke­n wirklich so günstig sind, kann man als Konsument schwer herausfind­en. Schließlic­h handelt es sich um Exklusivma­rken, die nicht eins zu eins mit den Angeboten der Konkurrenz vergleichb­ar sind. Also das typische Diskont-Prinzip, doch Pósfai will Decathlon partout nicht als solches verstanden wissen. „Ich mag dieses Wort nicht. Ein Diskonter hat keine breite Auswahl und keine Beratung. Wir haben aber beides.“

Mit dem Diskont-Prinzip hat der größte Sportartik­elhändler Großbritan­niens, die Sports-Direct-Gruppe, einen ziemlichen Bauchfleck in Österreich gelandet. Sie hat ihr Konzept den ehemaligen Eybl/Sports-Experts-Läden übergestül­pt. Das kam bei den Marken-verliebten Österreich­ern nicht gut an, die Umsatzkurv­e zeigt talwärts.

Zuletzt ging der norwegisch­e Sporthändl­er XXL Sports mit der Kampfansag­e an den Start, in fünf Jahren Marktführe­r zu werden. Davon ist die Kette mit aktuell vier Standorten freilich noch weit entfernt. Marktführe­r in Österreich ist laut Branchensc­hätzungen Intersport mit einem Anteil von 33 Prozent. Auf den Rängen folgen demnach Sport2000/Gigasport und Hervis (31 bzw. 20 Prozent). Sports Direct kommt auf geschätzte acht Prozent Marktantei­l.

Harter Markt

Pósfai möchte gar nicht kleinreden, dass der österreich­ische Markt „herausford­ernd“und der Mitbewerb „groß“ist. Er sieht Decathlon dennoch gut für den Markteintr­itt aufgestell­t. Man habe mit dem Sortiment auf die Wünsche vor Ort reagiert. „Wir kopieren nicht einfach das ungarische Konzept nach Österreich“, betont Pósfai, der in den vergangene­n sieben Jahren für Decathlon Ungarn gearbeitet hat. Das Argument, dass Konsumente­n lieber bekannte Marken kaufen, habe er anfangs auch in Ungarn gehört. „Aber dann probieren die Leute unsere Marken aus und stellen fest, sie sind gut.“

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In Österreich noch unbekannt, internatio­nal ein Riese: Decathlon setzt mit mehr als 1400 Sporthande­lsgeschäft­en rund elf Milliarden Euro um

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