Kurier

Automatisc­he Steuererkl­ärung soll Kleinstbet­riebe entlasten

Ein-Personen-Firmen. WKW will antragslos­e Veranlagun­g bis zu 30.000 Euro Umsatz. Steuerbera­ter sehen kaum Vorteile.

- VON ANITA STAUDACHER

Kein lästiges Belege-Sammeln, keine langen Steuerform­ulare ausfüllen, keine Steuerbera­tungs-Kosten mehr: Geht es nach den Willen der Wiener Wirtschaft­skammer (WKW), sollen Ein-PersonenUn­ternehmen (EPU) künftig nur noch ihren Jahresumsa­tz (Einnahmen) beim Finanzamt melden müssen. Der Einkommens­teuerbesch­eid wird dann automatisc­h vom Finanzamt erstellt. Eine solche antragslos­e Veranlagun­g gibt es bereits seit 2017 für alle Arbeitnehm­er, wenn sie ihren Steuerausg­leich nicht selbst durchführe­n wollen.

WKW-Präsident Walter Ruck will ein ähnliches, unbürokrat­isches Prozedere jetzt auf 200.000 EPU bis zu einem Jahresumsa­tz von 30.000 Euro ausweiten. Nicht als Zwang, sondern ebenfalls als Option, wie er betont. „Entscheide­t sich die Hälfte der EPU für das antragslos­e Modell, könnte das österreich­weit rund 100 Mio. Euro durch den Entfall von Steuerbera­tungskoste­n einsparen“, sagt Ruck. Auch die Finanzbehö­rden hätten weniger Bürokratie.

Pauschalie­rungen

Die Höhe der Einkommens­teuer will die WK über Betriebsau­sgabenpaus­chalen in nur drei verschiede­nen Branchen berechnen. Dienstleis­tungen 30 Prozent Pauschale, produziere­ndes Gewerbe 50 Prozent und Handel 70 Prozent. Für Selbststän­dige, die keine Sozialvers­icherung zahlen, weil sie etwa zusätzlich angestellt sind, betragen die Pauschalen 15, 35 und 55 Prozent. Die Pauschalie­rungen sind eine Summe aus Erfahrungs­werten und bestehende­n Teilpausch­alierungen.

Im Finanzmini­sterium stößt der Wunsch auf offene Ohren. „Der Vorschlag der WK Wien ist uns bekannt und wir werden diese Möglichkei­t im Zuge der Steuerentl­astungsref­orm prüfen“, heißt es. Auch weitere Pauschalie­rungen seien Thema in der Arbeitsgru­ppe zur Steuerentl­astungsref­orm. Wenig Freude mit mehr Automatisi­erung haben die Steuerbera­ter. „Das Problem liegt im Detail. Unterneh- men könnten mit der Pauschalie­rung schlechter aussteigen und aus Bequemlich­keit viel Geld verlieren“, warnt Klaus Hübner, Präsident der Kammer für Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer. Um festzustel­len, welche Variante besser ist, brauche es erst recht Vergleichs­rechnungen. Die vermeintli­che Einsparung von 100 Mio. Euro durch den Entfall von Steuerbera­tungskoste­n hält Hübner für zu hoch. Bei EPU sei der Aufwand überschaub­ar und die Steuerersp­arnis meist höher als das anfallende Honorar. Besser für die Wirtschaft wären einfachere Regeln.

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Kleinunter­nehmen wie Nagelstudi­os müssten dem Finanzamt künftig nur noch ihre Einnahmen melden

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