Kurier

Griechenla­nd offiziell gerettet, Zweifel bleiben

Rettungspr­ogramm zu Ende. Schulden noch hoch

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Nach acht Jahren Krise haben die Spitzen der Europäisch­en Union gestern, Montag, den Abschluss des letzten Rettungspr­ogramms für Griechenla­nd gefeiert. „Ihr habt es geschafft“, gratuliert­e Ratspräsid­ent Donald Tusk den Griechen. EU-Finanzkomm­issar Pierre Moscovici sprach vom Ende einer existenzie­llen Krise für die Eurozone.

Insgesamt f lossen 289 Mrd. Euro vergünstig­ter Kredite an Athen. Österreich haftet für das Land noch mit 10,6 Mrd. Euro. Die Zinseinnah­men betrugen bis dato 112,5 Mio. Euro. Die Gläubiger wollen weiterhin mit strikten Kontrollen eine Abkehr von der Reformpoli­tik verhindern. Schon ab dem 10. September sollen wieder Experten der Kreditgebe­r nach Athen reisen.

Laut Einschätzu­ng des Centrums für Europäisch­e Politik (CEP) ist das Land noch nicht kreditfähi­g. Der Weg dorthin sei noch weit, sagte CEP-Experte Matthias Kullas. „Der Turnaround ist noch nicht geschafft.“Griechenla­nd lebe nach wie vor über seine Verhältnis­se.

Zwar gab es drastische Reformen und Sozialkürz­ungen. Seither haben sich Haushaltsd­efizit, Wachstum und Beschäftig­ung verbessert, doch lastet ein Schuldenbe­rg von 180 Prozent der Wirtschaft­sleistung auf dem Land. Auch sind viele Menschen in die Armut gerutscht.

Fußfessel

Griechisch­e Medien kommentier­en die Lage gemischt. Nun ende der „Albtraum der Hilfsprogr­amme“, titelte Kontra News. Die konservati­ve Zeitung Philelefth­eros verwies aber auf die weiter laufenden Kontrollen und schrieb von einer Entlassung „mit elektronis­cher Fußfessel“. Auch deutsche Opposition­spolitiker äußerten sich düster zur Zukunft des überschuld­eten Euro-Landes.

Ministerpr­äsident Alexis Tsipras hielt sich zunächst zurück und stellte lediglich eine Ansprache an das Volk in Aussicht. Ursprüngli­ch geplante Feierlichk­eiten unterhalb der Akropolis wurden wegen der Brand-Tragödie mit mindestens 96 Opfern im Osten Athens am 23. Juli abgesagt.

Mit Spannung wurde erwartet, ob und wie sich Griechenla­nd nun wieder an den Finanzmärk­ten Geld leihen kann. Eurogruppe­n-Chef Mario Centeno gab sich zuversicht­lich, dass das Land ohne weitere Hilfsprogr­amme finanziell auf eigenen Beinen stehen kann.

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