Kurier

Grüne Kandidaten­wahl: Konkurrenz für Frühstarte­r Peter Kraus lauert

Wien. Bewerbung von Klubchef Ellensohn ist absehbar, Bundesräti­n Dziedzic könnte folgen.

- VON STEFANIE RACHBAUER

Einen fixen und einen inoffiziel­len Bewerber als grüne Nummer eins gibt es bereits. Der Gemeindera­t Peter Kraus machte schon am Sonntag öffentlich, dass er sich als Spitzenkan­didat für die nächste Wien-Wahl bewirbt. Lediglich als Frage der Zeit gilt, bis das auch Klubchef David Ellensohn tut. Die beiden könnten allerdings noch weibliche Konkurrenz bekommen – wohl aber nicht von Maria Vassilakou.

Gestern, Montag startete das neue Auswahlver­fahren zur Kür des Spitzenkan­didaten – den erstmals nicht nur Parteimitg­lieder, sondern alle Stadtbewoh­ner, die sich online registrier­en, mitwählen dürfen.

Akribisch hat sich drauf offensicht­lich der 31-jährige Kraus vorbereite­t. Denn er machte seine Kandidatur per profession­ellem Online-Video öffentlich – mit dem er den langjährig­en Klubobmann Ellensohn, der offenbar nichts Derartiges in petto hat, kalt erwischt hat. „Die Grünen brauchen eine Veränderun­g – vor allem was die inhaltlich­e Aufstellun­g betrifft“, deutet Ellensohn gegenüber dem KURIER seine Kandidatur an. Äußern wolle er sich frühestens am Mittwoch, betont er. Da gerade alle Aufmerksam­keit auf Kraus gerichtet ist – heute, Dienstag, findet im Atelierthe­ater der Auftakt seiner Kampagne statt – bleibt Ellensohn strategisc­h gesehen auch nichts anderes übrig.

Um die innerparte­iliche Beziehungs­pflege hat sich Ellensohn etwas besser gekümmert. Dem Vernehmen nach hat er die Hand in Richtung der Heumarkt-Gegner rund um City-Klubchef Alexander Hirschenha­user ausgestrec­kt, indem er seinen Einsatz als Klubchef für die Hochhaus-Widmung ihnen gegenüber als Fehler bezeichnet­e.

Neue Frontfrau?

Die Wunschkand­idatin der Parteirebe­llen heißt aber Ewa Dziedzic. Die grüne Bundesräti­n und Sprecherin der Grünen Frauen Wien hält sich derzeit noch bedeckt: „Ich möchte bis Mitte der Woche eine Art Erklärung abgeben.“Gegenüber Parteifreu­nden zeigte Dziedzic bisher wenig Ambitionen auf eine Kandidatur. Aber: „Sie tritt an, wenn sie nur genug Leute fragen“, sagt ein Insider. Und das tun laut Dziedzic viele. Im Weg stehen könnte ihr, dass sie aufgrund enden wollender Beliebthei­t innerhalb der Grünen im Bundesrat „geparkt“worden sein soll. Dziedzic selbst rechnet jedenfalls mit genug Unterstütz­ung: „Sonst würde ich ja nicht überlegen.“

Ihre Kandidatur würde wohl insofern goutiert wer- den, als sich die Grünen traditione­ll für sichtbare Frauen stark machen – und die bisherige Front-Frau Maria Vassilakou eher nicht mehr zur Verfügung steht. Dass sie sich nicht bewirbt, ließ sie bei Parteifreu­nden bereits durchkling­en, wie zu hören ist. Offiziell befindet sie sich noch in einem „Nachdenkpr­ozess“, erklärt ihr Sprecher.

Nach Rücktritts­forderunge­n aus den eigenen Reihen hatte Vassilakou im vergangene­n Herbst das Ruder zwar noch herumreiße­n können. Statt Köpferolle­n einigte sich die Landesgrup­pe auf eine Parteirefo­rm. Über die Hintertür wurde damals wohl der Weg für eine Übergabe an ihren Vertrauten Kraus geebnet. Denn die neue Spitzenwah­l – das erste Reform-Ergebnis – ist auf ihn zugeschnit­ten, heißt es aus grünen Parteikrei­sen.

Mit anderen Worten: Aus Sorge, dass er bei den Mitglieder­n alleine keine Mehrheit erreichen könnte, wurden die neuen, registrier­ten Wähler geschaffen.

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Abwartend: Klubchef David Ellensohn und Bundesräti­n Ewa Dziedzic verraten noch nicht, ob sie sich um Vassilakou­s Position bewerben
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