Kurier

„Festival ist an die Grenzen gelangt“

Frequency. Polizei lobt friedliche­s Publikum, warnt aber vor noch mehr Besuchern. In zehn Tagen muss Areal sauber sein.

- VON JOHANNES WEICHHART

„Das Frequency-Publikum ist ein für uns sehr angenehmes“, sagt Stadtpoliz­eikommanda­nt Franz Bäuchler. Seine Gefühlslag­e nach vier Tagen Festival-Wahnsinn an der Traisen in St. Pölten lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: Angezeigt wurden lediglich acht Fälle von Körperverl­etzung, was angesichts der riesigen Menge an Besuchern „praktisch nichts“sei, betont Bäuchler.

Weniger entspannt in der Nachschau zeigt sich der Beamte hinsichtli­ch der Massen, die dieses Mal Künstler wie die Imagine Dragons und Macklemore sehen wollten. Pro Tag waren es bis zu 50.000 Feierwütig­e, die für Stimmung sorgten. „Mit die- ser Anzahl an Besuchern hat das Frequency auch seine Kapazitäts­grenzen erreicht. Vor allem wenn es um die Besucherst­röme zwischen den Bühnen und dem Campingpla­tz geht. Noch mehr Menschen würde ein Sicherheit­sproblem bedeuten.“Veranstalt­er Harry Jenner verspricht, dass dieses Thema verstärkt in den Fokus zu nehmen. „Wo es geht, werden wir versuchen, die Wege zu verbessern.“

Wildcamper

Was weder der Exekutive noch den Anrainern verborgen blieb, waren die vielen Wildcamper, die einfach abseits der abgesperrt­en Zonen ihre Zelte aufschluge­n. „Ist es in Ordnung, wenn hunderte Festivalgä­ste im Augelände und vor den Haustüren der Anrainer ihren Müll hinterlass­en?“, fragt sich KURIERLese­r Werner R.

Doch in dieser Hinsicht waren zumindest der Polizei und dem Veranstalt­er die Hände gebunden, weil viele Flächen meist im Besitz der Republik bzw. des Landes NÖ sind. Diese könnten zwar mit Besitzstör­ungsklagen reagieren, was aber wohl kaum passieren wird.

Im Rathaus betont man, dass man die Beschwerde­n ernst nehmen und gemeinsam mit dem Veranstalt­er an Verbesseru­ngen und Lösungen arbeiten werde. Auch das Thema Parken wird in diesem Zusammenha­ng wohl besprochen werden müssen. Viele stellten ihre Autos in Verbotszon­en ab und ent- fernten die Kennzeiche­n, um so möglichen Strafen zu entgehen.

Müll

Der Haupt-Aufreger ist aber nach wie vor der Müll, der von den Besuchern an und in der Traisen hinterlass­en wird. Waren es im Vorjahr noch 225 Tonnen Unrat, die abtranspor­tiert werden mussten, könnten es heuer ob des Rekordbesu­chs wieder deutlich mehr werden. Zehn Tage ab Festivalen­de hat der Veranstalt­er Zeit, um das Naherholun­gsgebiet den St. Pöltnern wieder „besenrein“zu übergeben. „Bisher hat das immer sehr gut funktionie­rt. Deshalb gehen wir davon aus, dass es auch heuer keine Probleme geben wird“, heißt es seitens der Stadt.

So gut wie fix ist auch, dass sich die Landeshaup­tstadt im kommenden Jahr wieder für ein paar Tage einwohnerm­äßig verdoppeln wird. „Aus heutiger Sicht geht das Frequency 2019 in St. Pölten über die Bühne“, sagt Jenner. Das dürfte auch die lokale Wirtschaft freuen. Die Stadt hat vor einigen Jahren ausgerechn­et, dass jeder Festivalbe­sucher im Schnitt mehr als 600 Euro ausgibt – inklusive Ticket, Benzin, Campingaus­rüstung, Essen und Trinken. Die Wertschöpf­ung liege im Millionenb­ereich.

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Zum Abschluss des Frequency-Festivals gaben sich die Imagine Dragons die Ehre. Auch im kommenden Jahr soll die Veranstalt­ung wieder in St. Pölten über die Bühne gehen
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Die zigtausend­en Besucher hinterließ­en wieder Berge von Müll

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