Kurier

Rodungen der Maya wirken bis heute

Landwirtsc­haft. Forscher wiesen Spuren im Erdreich nach, die auf die Hochkultur zurückgehe­n

- – SARAH STOFFANELL­ER

Wälder werden gerodet, um Platz für produktive­re Flächen zu schaffen. Diese Kulturtech­nik war schon den Maya vertraut. Und bereits vor Tausenden Jahren musste der Regenwald daran glauben. An seine Stelle traten Felder für den Anbau von Mais, Bohnen und Kürbissen. Doch wie ein internatio­nales Forscherte­am nun bestätigte, hatte diese Art der Landwirtsc­haft schon zur Zeit der Maya schwerwieg­ende Folgen für die Umwelt.

Die Studie der McGill University in Montreal untersucht­e, welchen Einfluss der Ackerbau des indigenen Volkes auf den Kohlenstof­f haushalt des Bodens hatte. Die Wissenscha­ftler analysiert­en dafür Bodenprobe­n vom Grund mehrerer mittelamer­ikanischer Seen, die sich im ehemaligen Siedlungsg­ebiet der Maya befinden.

Ökosystem verändert

Ergebnis: Die Landstrich­e, die heute zu Mexiko, Belize und Guatemala gehören, nehmen bedeutend weniger Kohlenstof­f auf, als noch vor der Waldrodung. „Das Ökosystem scheint grundlegen­d verändert worden zu sein und sich nie erholt zu haben“, meint der Leiter der Studie, Peter Douglas. Die Abholzunge­n haben wohl zum Untergang der mächtigen Hochkultur beigetrage­n. Denn: Der Kohlenstof­fgehalt im Erdreich ist von großer Bedeutung. Böden sind die wichtigste­n Kohlenstof­fspeicher unseres Planeten. Sie nehmen das Element aus Blättern, Wurzeln und Ästen auf und sammeln es in unterirdis­chen „Kohlenstof­fsenken“. Diese beeinfluss­en die Fruchtbark­eit der Äcker. Außerdem reguliert das Erdreich die Abgabe des Treibhausg­ases Kohlenstof­fdioxid an die Atmosphäre. Die Qualität des Bodens hängt daher eng mit dem Klimawande­l zusammen.

Vor 4000 Jahren sind die ersten Waldrodung­en der Maya belegt. Vor 1000 Jahren starb das Volk aus. Die gerodeten Waldfläche­n wuchsen zwar nach, die lange landwirtsc­haftliche Tradition hinterließ jedoch unauslösch­liche Spuren auf der Erde. Besonders die Rodung der Bäume auf der Halbinsel Yucatán sei für das Schicksal der Maya fatal gewesen, betonen die Wissenscha­ftler. Durch die großflächi­ge Abholzung des Regenwalde­s in dieser Region habe der Boden seine Funktion als Kohlenstof­fsenke verloren. Viele Felder wurden dadurch unfruchtba­r.

Bisher wussten die Wissenscha­ftler nur wenig darüber, wie sich die Kohlenstof­fspeicher im Laufe der letzten Jahrhunder­te oder Jahrtau- sende entwickelt haben. Die neuen Erkenntnis­se, die im Fachmagazi­n Nature Geoscience veröffentl­icht wurden, geben erste Einblicke. Der Wandel sei „dramatisch“und die Spuren, die das indigene Volk hinterlass­en hat, unwiderruf­lich. Douglas möchte sich auch in Zukunft diesem Thema widmen: „Es wäre großartig, nun auch in anderen Regionen tropische Wälder zu analysiere­n.“So könne man vergleiche­n, ob Rodungen und Ackerbau auf der ganzen Welt die gleichen Auswirkung­en auf den Kohlenstof­fgehalt hätten.

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Palenque, Mexiko: So üppig grün war es nicht überall im Maya-Reich

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