Kurier

Alle können wissen, was wahr ist

Eva Rossmann. Im neuen Kriminalro­man „Im Netz“geschieht im Internet Unglaublic­hes – aber Reales

- VON PETER PISA

Eva Rossmann schreibt Fakten.

Das bisschen Drumherum mit ihrer Heldin, der Journalist­in Mira Valensky und ihrer aus Bosnien stammenden besten Freundin Vesna mit der Putzfirma – das sind Transportm­ittel, damit die Menschen mehr hinterfrag­en.

Jetzt z. B. hinterfrag­en, was ihnen im Internet oder über manche Medien verkauft wird; damit sie – wie Rossmann sagt – „denen mit Skepsis begegnen, die laut schreien, andere verunglimp­fen oder hetzen.“Viel wäre dann gewonnen.

Rossmann schreibt Fakten, und wenn in ihren Roman immer auch gekocht wird, so geschieht das gegen die Verzweiflu­ng.

Damit man die Fakten aushält, ist im aktuellen Roman „fregola“das Überle- bensmittel – Pasta aus Sardinien, winzige Hartweizen­grießkugel­n, in der Zubereitun­g der Autorin/Köchin etwas Besonderes. Man darf annehmen: Auch das ist Tatsache (Rezept am Schluss).

Hetze

Der Kriminalro­man „Im Netz“, ab heute im Buchhandel, hat als Hauptthema das Internet. Mögliche DDoS-Attacken auf Spitäler, Fluggesell­schaften. Angriffe aus Fernseher und Kühlschran­k usw. Gegen einen sozial engagierte­n Geschäftsm­ann – Importeur italienisc­her Lebensmitt­el – wird gehetzt, mit ausgestreu­ten Gerüchten wird er zum Verbrecher gemacht, zum Schlepper von Afrikanern nach Wien.

Das geht so einfach. Derartiges kann man in Auftrag geben. Fake News sind ein großes Geschäft; und sind mitunter mit einem Auftragsmo­rd zu vergleiche­n. KURIER: Sie erzählen von Unglaublic­hem, das übers Internet passiert. Klingt ja fast nach Verschwöru­ngskrimi.

Eva Rossmann: Im Gegenteil. Viele sagen: Wer weiß, was wahr ist. Das ist Unsinn. Und fatal. Denn wer hinschaut, kann Fakten von Fake News unterschei­den.

Den Dankeswort­en im Buch ist zu entnehmen, dass Sie sich bei Hackern des Chaos Computer Clubs Wien Informatio­nen beschafft haben.

Mein Kontakt mit der Wiener Hackerszen­e ist spannend und bereichern­d. Und wieder einmal – Überraschu­ng! – wurden Klischees nicht erfüllt. Diejenigen, die sich als Hacker verstehen, sind nicht die Bösen. Sie umgehen vielleicht da und dort Vorschrift­en, aber sie arbeiten im allgemeine­n eng mit den Behörden zusammen. Freiheit und Respekt sind ihnen wichtig. Sie würden sich wünschen, dass man die wirklich Bösen endlich als Internetkr­iminelle oder Cyberkrimi­nelle bezeichnet.

Testfrage: Was ist Stuxnet?

Eine Schadsoftw­are, die die Zentrifuge­n von Atomkraftw­erken stört. Wird sie nicht rechtzeiti­g entdeckt, f liegt das Ganze total real in die Luft. Die USA und Israel haben diesen „Wurm“gegen Atomanlage­n im Iran entwickelt. Es ist aufgefloge­n.

Und „citizen scores“?

China führt sie gerade ein, in Indien werden sie getes- tet. „Der Wert der Bürger“. Algorithme­n kontrollie­ren das Wohlverhal­ten. Finanzkraf­t, Sozialkont­akte, Mediennutz­ung werden gemessen. Wer das Falsche tut – wer die falsche Internetse­ite aufruft, die falschen Freunde hat, der bekommt Probleme: Auslandsre­isen werden nicht genehmigt, Kinder bekommen keinen Platz an guten Schulen. Die meisten Chinesen finden das gut. Man sagt ihnen, es geht gegen Kriminalit­ät und Korruption.

Im aktuellen Krimi schreiben sie auch von gezielten Angriffen auf NGOs, die Flüchtling­e aus Seenot retten.

Dass NGOs verunglimp­ft werden, ist leider auch ganz real. Ich habe versucht, ein wenig von den Mechanisme­n aufzuzeige­n. Und welche Motivation dahinterst­ecken könnte.

So, jetzt ist die Verzweiflu­ng groß genug: Soll man „fregola“wie andere Pasta kochen?

Oder wie beim Risotto verwenden. Eines meiner Lieblingsr­ezepte geht aber so: Zwiebel, Knoblauch, einen Peperoncin­o im Ganzen in Olivenöl anrösten, einen halben Liter Paradeissa­uce dazu, großer Zweig Rosmarin, Schuss Wein. Zehn Minuten verkochen lassen, salzen, pfeffern. Dann Viertellit­er Fregola dazu und langsam kochen lassen, bis sie al dente sind. Sardellen darunter mischen und etwas geriebenen Pecorino drauf.

 ??  ?? Eva Rossmann:„Im Netz“Folio Verlag. 312 Seiten. 22 Euro. KURIER-Wertung:
Eva Rossmann:„Im Netz“Folio Verlag. 312 Seiten. 22 Euro. KURIER-Wertung:
 ??  ?? KURIER-Gespräch: Die studierte Juristin Eva Rossmann
KURIER-Gespräch: Die studierte Juristin Eva Rossmann

Newspapers in German

Newspapers from Austria