Er prägte unseren
Nachruf. Der Vater des „Tatort“, Gunther Witte, ist mit 82 verstorben. Er erfand die 1979 gestartete und nach wie vor erfolgreiche Krimireihe für den WDR.
Eigentlich hätte er auch Bratwurst oder Pils erfinden können – viel stärker hätte er unser aller Leben wohl trotzdem nicht geprägt. Fernsehmacher Gunther Witte erfand die prägendste Fernsehreihe des deutschsprachigen Raums, den „Tatort“. Am vergangenen Donnerstag ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.
Witte war 1963 beim WDR gelandet, zunächst als Redakteur und Dramaturg in der Abteilung Fernsehspiel, später wurde er ihr Leiter. 1969 bekam er als einfacher Redakteur den Auftrag, eine Krimiserie zu entwickeln. Aus einem eher hastig entwickelten Konzept wurde dann ein deutsches Kulturgut und ein Quotengarant: der „Tatort“. Obwohl Witte gar nicht als Krimiexperte galt, ahnte er schon, dass da etwas auf ihn zukommen könnte. „Damals war das ZDF ja noch ganz frisch und hat auf dem Gebiet der Unterhaltung unheimlich viel gemacht“, berichtete er. „Da mussten wir was dagegenhalten.“
Auch das Regionalprinzip der Reihe hat sich Witte ausgedacht: Die ARD- Sender schicken ihre eigenen Ermittler in den eigenen Städten im Sendegebiet los – auch österreichische und Schweizer Kommissare ermitteln.
Relevanz
Weitere Eckpfeiler waren, dass der Kommissar im Mittelpunkt steht und in jeder Folge auch ein gesellschafts- politisch relevantes Thema behandelt werden soll. 1970 ging mit „Taxi nach Leipzig“der erste „Tatort“auf Sendung.
Von 1979 bis 1998 war Witte Leiter der Abteilung Fernsehspiel beim WDR. Auch an anderen bekannten Produktionen war er beteiligt, unter anderem an Volker Schlöndorffs „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. In seine Zeit als Fernsehspielchef fiel auch der Start der „Lindenstraße“. 2001 erhielt Witte den Grimme-Preis.
Man tritt Gunther Witte allerdings nicht zu nahe, wenn man sagt, dass von seinem Schaffen vor allem der „Tatort“in Erinnerung bleiben wird. Er hatte wie viele andere Fans der Reihe übrigens auch einen Lieblingsermittler: Schimanski (Götz George). Noch im Ruhestand ärgerte ihn allerdings, dass er Regisseur Rainer Werner Fassbinder einst einen „Tatort“verweigert hatte: „Im Nachhinein muss ich wirklich sagen: Das war ein Fehler, und das tut mir leid.“