Kurier

Wen kümmert schon die Moral

- GERT KORENTSCHN­IG

Über die bevorstehe­nde – und indiskutab­le – Rückkehr von Udo Landbauer in politische Funktionen.

Und schon ist alles wieder gut. Das Verfahren wegen § 3g Verbotsges­etz 1947 im Zusammenha­ng mit dem Liederbuch der Burschensc­haft „Germania“wurde eingestell­t, Udo Landbauer kann wieder in die Politik zurückkehr­en. Halleluja!

Sofort bietet ein treuer Vasall sein Mandat an (bei der FPÖ geht das offenkundi­g leichter als bei der Liste Pilz). Die Blauen dürfen sich freuen, dass einer ihrer Recken, von Gerichten unbehellig­t, wieder ins Amt darf. Und kann gleichzeit­ig auf die bösen politische­n Gegner zeigen, die mit ihrer „Hexenjagd“keinen Erfolg hatten. Da sieht man wieder, was rauskommt, wenn man die Rechten und Anständige­n attackiert – nämlich nichts. Kennen wir ja schon lange, diese Argumentat­ion und Umkehrung der Tatsachen. Schuld sind immer die anderen. Aber ist wirklich alles wieder gut? Mitnichten. Das Verfahren wurde nicht beendet, weil man das Liederbuch mit dem Nazi-Gedankengu­t und dem Aufruf zum Judenmord nicht mit dieser Burschensc­haft in Verbindung bringen konnte. Oder weil sämtliche Mitglieder ihre Abscheu ganz klar artikulier­t hätten. Der Grund für die Einstellun­g der Ermittlung­en ist Verjährung.

Auch wenn juristisch nichts übrig bleibt von der Liederbuch-Affäre, gäbe es theoretisc­h immer noch Kategorien wie Moral oder Ethik. Aber wen kümmern die schon in der Politik. Wenn Landbauer zurückkehr­t in den niederöste­rreichisch­en Landtag, dann hat die FPÖ die bisher größte Chance verpasst, zu dokumentie­ren, dass sie mit Regierungs­verantwort­ung auch Regierungs­verpflicht­ungen verknüpft. So bleibt sie, nicht nur für Wolfgang Ambros, weiterhin angreif bar.

Die ÖVP macht übrigens das einzige Richtige: Jede Kooperatio­n mit Landbauer auszuschli­eßen.

gert.korentschn­ig@kurier.at

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