Kurier

Kern: „Echte Lösungen statt Angstmache der selbst ernannten Routenschl­ießer“

Heißer Herbst. Der SPÖ-Chef will „Integratio­n vor Zuwanderun­g“und 4-Tage-Woche statt 12-Stunden-Tag.

- VON MICHAEL BACHNER

Beim politisch dominanten Flüchtling­sthema, das zuletzt in der SPÖ zu einer heftigen Auseinande­rsetzung zwischen Parteichef Christian Kern und Ex-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil geführt hat, gilt für die Roten fortan der Grundsatz: „Integratio­n vor Zuwanderun­g“.

Kern sagte im KURIERGesp­räch: „Das war mein Vorschlag und muss das Motto unserer weiteren Überlegung­en sein. Wir müssen die Zuwanderun­g begrenzen. Auch muss jemand, der keinen Aufenthalt­stitel hat, das Land wieder verlassen. Wir brauchen echte Lösungen und nicht die permanente Angstmache der selbst ernannten Routenschl­ießer.“

Fehlinterp­retation

Der Konflikt mit Doskozil, der Kern vor „grün-linker FundiPolit­ik“gewarnt hatte, sei ausgeräumt. Ohnehin wolle niemand in der SPÖ solch eine Politik machen. Kern: „Insofern ist Hans Peter Doskozil ja eh nur zuzustimme­n.“

Das Migrations­thema sei neben Arbeit & Soziales, Klimawande­l und Europa eine der vier Säulen des neuen SPÖ-Programmes. Kern: „Es war eine völlige Fehlinterp­retation, dass wir sozusagen auf das Migrations­thema vergessen. Es war selbstvers­tändlich Teil der Gesamtkonz­eption, genauso wie der Kampf gegen den Klimawande­l.“25 Millionen Menschen hätten 2016 wegen Klima und Naturkatas­trophen ihre Heimat verlassen. Sechs Millionen wurden durch Gewalt und Krieg vertrieben, erinnert Kern.

Das Bild, das Kern auf einem Fahrrad vor dem jüngsten SPÖ-Vorstand zeigt, sei „keine Inszenieru­ng“für den neuen Fokus auf GrünThemen gewesen, sagt er. „Ich fahre öfters mit dem Rad oder Tretroller ins Büro. Das ist Arbeitsall­tag.“

4-Tage-Woche

Am Samstag wird der von der SPÖ heftig bekämpfte 12Stunden-Tag Realität. Kern wirbt intensiv für die 4-TageWoche als rotes Gegenmodel­l. In enger Abstimmung mit dem ÖGB will Kern beim neuen Arbeitszei­tgesetz „das Schlimmste verhindern“.

Beim türkis-blauen 12Stunden-Tag gebe es keine Garantie, dass die Beschäftig­ten ihre Freizeit wirklich konsumiere­n können. Es sei jetzt de facto eine permanente 48Stunden-Woche möglich, dagegen gelte es anzukämpfe­n. „Wir können nicht zulassen, dass ein Pflasterer bei 36 Grad 12 Stunden lang arbeiten muss“, sagt Kern.

Entscheide­nd wäre hier, dass die „Mitbestimm­ung des Betriebsra­tes bleibt“. Kern: „Wir brauchen Lösungen, die für die jeweiligen Branchen und die dort Beschäftig­ten etwas bringen. Man kann auch das Fachkräfte­problem – etwa im Tourismus – nicht lösen, indem man die Arbeitsbed­ingungen immer unattrakti­ver macht.“

Ob es im Herbst zu Streiks kommen werde, sei die Entscheidu­ng der Gewerkscha­ft. „Wolfgang Katzian ist kein Hitzkopf, weiß aber sehr wohl, was möglich ist. Bei dem exzellente­n Konjunktur­verlauf wird die Gewerkscha­ft mit Sicherheit darauf pochen, dass die Menschen ihren fairen Anteil bekommen.“

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SPÖ-Chef Christian Kern vor dem Parteivors­tand: „Klimawande­l ist soziale Schlüsself­rage.“

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