Kurier

Wenn Nasentiere rotzen und niesen

Patient Hund. Das Riechorgan ist vielen Gefahren ausgesetzt. Woran es erkranken kann

- VON HEDWIG DERKA

Im Welpenalte­r erschnüffe­lt sie zunächst, wo die Muttermilc­h zu finden ist, später alles, was essbar scheint, nach hartem Training Verschütte­te, Drogen oder Wild; beim Gassigehen liest sie jede Duftbotsch­aft, mit der Artgenosse­n ihr Revier markieren bzw. ihre Paarungsbe­reitschaft anzeigen; sie nimmt Fährten auf und menschlich­e Gefühle wahr, nicht zuletzt erkennt sie Krankheite­n: Die Hundenase ist mit über 200 Millionen Geruchszel­len mindestens 40 mal so effektiv wie das Riechorgan eines Menschen. Wenn ihre Funktion beeinträch­tigt ist, leidet der Hund.

„Erkrankung­en der Nase sind relativ häufig, weil Hunde ihr hoch empfindlic­hes Organ überall hineinstec­ken“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, was der Schnauze zusetzt und wie Patienten geholfen werden kann.

„Im Gegensatz zum ,Augentier‘ Mensch ist der Hund ein Nasentier“, sagt Reitl. Hier wie dort gelangen die Geruchspar­tikel durch die Nasenlöche­r in die Nasenhöhle, die mit einer Schleimhau­t benetzt ist. Dringen Fremdkörpe­r, Pilzsporen, Bakterien oder Viren ein, wehrt sich die Nase mit Rotz und Niesen. Diese Schutzmech­anismen sind noch keine Anzeichen einer Erkrankung. Bedenklich wird es, wenn die Symptome nicht auf hören bzw. sich verschlech­tern.

„Grashalme oder Ähren mit kleinen Widerhaken können zu Komplikati­onen führen“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Lassen sich die Grannen nicht ausniesen bzw. verschluck­en, wandern sie mit jedem Atemzug in die engen Nebengänge und -höhlen. Nur der Tierarzt kann sie aus diesen Sackgassen entfernen.

„Der Befall der Nase mit Schimmelpi­lz kommt leider auch vor. Die Erreger lauern überall – im Erdreich, in der Luft, in der Wohnung“, sagt Reitl. Alarmzeich­en ist ein chronische­r Antibiotik­a resistente­r eitriger bis blutiger Ausfluss. Der Tierarzt behan- delt die aggressive Krankheit mit Nasenspülu­ngen. „Auch Nasentumor­e zählen zu den bösen Leiden“, sagt Reitl. Das Riechorgan beult sich aus, die Schleimhau­t blutet. Nur eine Gewebeprob­e ermöglicht eine sichere Diagnose, die Therapie ist schwierig.

„Normale Infektione­n sind bei Hunden eher selten – und harmlos“, sagt der KURIER-Tiercoach. Verursache­n Bakterien einen gelbgrünli­chen Ausfluss, helfen Antibiotik­a. Ein Schnupfen, ausgelöst durch Viren, heilt in zwei Wochen von selbst.

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Gesundheit! Nicht jedes Niesen zeigt eine schwere Krankheit an

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