Wenn Nasentiere rotzen und niesen
Patient Hund. Das Riechorgan ist vielen Gefahren ausgesetzt. Woran es erkranken kann
Im Welpenalter erschnüffelt sie zunächst, wo die Muttermilch zu finden ist, später alles, was essbar scheint, nach hartem Training Verschüttete, Drogen oder Wild; beim Gassigehen liest sie jede Duftbotschaft, mit der Artgenossen ihr Revier markieren bzw. ihre Paarungsbereitschaft anzeigen; sie nimmt Fährten auf und menschliche Gefühle wahr, nicht zuletzt erkennt sie Krankheiten: Die Hundenase ist mit über 200 Millionen Geruchszellen mindestens 40 mal so effektiv wie das Riechorgan eines Menschen. Wenn ihre Funktion beeinträchtigt ist, leidet der Hund.
„Erkrankungen der Nase sind relativ häufig, weil Hunde ihr hoch empfindliches Organ überall hineinstecken“, sagt Zoodoc Katharina Reitl. Der KURIER-Tiercoach erklärt, was der Schnauze zusetzt und wie Patienten geholfen werden kann.
„Im Gegensatz zum ,Augentier‘ Mensch ist der Hund ein Nasentier“, sagt Reitl. Hier wie dort gelangen die Geruchspartikel durch die Nasenlöcher in die Nasenhöhle, die mit einer Schleimhaut benetzt ist. Dringen Fremdkörper, Pilzsporen, Bakterien oder Viren ein, wehrt sich die Nase mit Rotz und Niesen. Diese Schutzmechanismen sind noch keine Anzeichen einer Erkrankung. Bedenklich wird es, wenn die Symptome nicht auf hören bzw. sich verschlechtern.
„Grashalme oder Ähren mit kleinen Widerhaken können zu Komplikationen führen“, sagt der Zoodoc aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Lassen sich die Grannen nicht ausniesen bzw. verschlucken, wandern sie mit jedem Atemzug in die engen Nebengänge und -höhlen. Nur der Tierarzt kann sie aus diesen Sackgassen entfernen.
„Der Befall der Nase mit Schimmelpilz kommt leider auch vor. Die Erreger lauern überall – im Erdreich, in der Luft, in der Wohnung“, sagt Reitl. Alarmzeichen ist ein chronischer Antibiotika resistenter eitriger bis blutiger Ausfluss. Der Tierarzt behan- delt die aggressive Krankheit mit Nasenspülungen. „Auch Nasentumore zählen zu den bösen Leiden“, sagt Reitl. Das Riechorgan beult sich aus, die Schleimhaut blutet. Nur eine Gewebeprobe ermöglicht eine sichere Diagnose, die Therapie ist schwierig.
„Normale Infektionen sind bei Hunden eher selten – und harmlos“, sagt der KURIER-Tiercoach. Verursachen Bakterien einen gelbgrünlichen Ausfluss, helfen Antibiotika. Ein Schnupfen, ausgelöst durch Viren, heilt in zwei Wochen von selbst.