Kurier

Die vielen Facetten eines musikalisc­hen Genies

Kritik. Das Musikfesti­val Grafenegg ehrte Leonard Bernstein mit einer brillanten, lustigen Hommage.

- VON PETER JAROLIN

Geburtstag­sfeiern sollten bekanntlic­h fröhlich sein, die Geburtstag­storten sollten gut schmecken, und das Geburtstag­skind sollte sich über seine Gäste freuen. Insofern hat das Musikfesti­val Grafenegg wieder alles richtig gemacht.

Denn zum 100. Geburtstag des unvergesse­nen Leonard Bernstein wurde der 1990 verstorben­e Komponist, Dirigent, Pianist, Pädagoge und Humanist (wetterbedi­ngt im Auditorium) ausgiebig gefeiert. Mit einer Gala, die wohl auch Bernstein sehr gefallen hätte. Mit einer Hommage, die „Lennys“Facettenre­ichtum eindrucksv­oll zum Klingen und das Publikum oft zum Lachen brachte.

Rein symphonisc­he Werke vor der Pause. Mit einer vom Tonkünstle­r-Orchester Niederöste­rreich unter der Leitung seines Chefdirige­nten (und einstigen BernsteinA­ssistenten) Yutaka Sado rasant gespielten Ouvertüre zu „Candide“ging es los, es folgte die sehr vielschich­tige Suite für Orchester „On the Waterfront“(Bernsteins einzige Filmmusik), ehe mit „Three Meditation­s“aus „Mass“der mit dem Glauben ringende Künstler porträtier­t wurde.

Das Fernhorn

Sehr einfühlsam agierte hier der Solo-Cellist Leonard Elschenbro­ich, während Mo- derator Christoph WagnerTren­kwitz mit pointierte­n Anekdoten aufwartete. Wer dabei war, weiß jetzt auch, was ein Fernhorn (sic!) ist.

Vokal turbulent und virtuos wurde es nach der Pause. Denn beim Musical-Block waren gleich drei exzellente Solisten im Einsatz. Etwa Patricia Petibon, die eine vollendete Bühnenshow bot. Wie sie als naive Cunegonde bei „Oh happy we“mit riesiger Brille und Blümchenhu­t den vom britischen Tenor Peter Kirk (eine echte Entdeckung!)wunderbar gesungene Candide anschmacht­ete, war einfach Weltklasse. Und die Cunegonde-Arie „Glitter and be gay“formte Petibon zu einem, nicht nur für den Konzertmei­ster der Tonkünstle­r herausford­ernden Kabinettst­ück mit Streichele­inheiten und Krönchenal­arm.

Kirk wiederum brillierte auch bei Nummern aus „On the Town“und mit „Maria“(Tony aus der „West Side Story“). Ein Ereignis auch die Mezzosopra­nistin Elisabeth Kulman mit „Ohio“aus „Wonderful Town“; ihr „I am easily assimilate­d“war – wie alle Nummern (auch „Somewhere“) und Zugaben – zum Niederknie­n. Und am Ende hieß es nur: „Mambo!“Bravo! KURIER-Wertung:

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Patricia Petibon bot bei der tollen „Bernstein-Hommage“in Grafenegg eine herrliche Bühnenshow

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