Kurier

Türkis-Blau: Keine Lehre mehr fur junge Asylwerber

Anti-Integratio­ns-Kurs. Regierung will, dass das Asylrecht nicht mit einer Lehre „umgangen“werden kann.

- VON MICHAEL BACHNER

Harter Schlag ins Gesicht all jener, die sich für die Integratio­n von jungen Asylwerber­n einsetzen, die in Österreich eine Lehre machen.

Nach einem Vorstoß von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache verlautbar­te Regierungs­sprecher Peter Launsky-Tieffentha­l am Sonntag überrasche­nd, dass die Regierung die seit 2012 erlaubte Lehre für Asylwerber wieder abschaffen wird. Für Lehrlinge aus EU-Drittstaat­en soll dafür ein neuer Aufenthalt­stitel geschaffen werden. Das hat aber nichts mit Asylwerber­n zu tun.

Bezüglich der Flüchtling­e arbeite man an einer „Neuregelun­g“, hieß es in einer Kurznachri­cht, die den KURIER erreichte. Darin schreibt Launsky-Tieffentha­l: „Das Asylrecht soll zukünftig nicht mehr mit einer Lehre umgangen werden können.“

Hintergrun­d ist: Seit einem Erlass des damaligen SPÖ-Sozialmini­sters Rudolf Hundstorfe­r im Jahr 2012 dürfen Asylwerber bis 25 eine Lehre in sogenannte­n Mangelberu­fen machen. Also grob gesagt, wenn sich für die Lehrstelle kein Österreich­er findet.

Das ist oft genug der Fall: Aktuell bleiben rund 15.000 Lehrstelle­n in Österreich unbesetzt. Die Unternehme­n klagen massiv über den Fachkräfte­mangel.

Unter anderem deshalb laufen Prominente aus Wirtschaft und Politik Sturm gegen drohende Abschiebun­gen von Hunderten gut integriert­er Asylwerber-Lehrlinge.

Auch viele bekannte ÖVPler, wie zuletzt Wirtschaft­skammer-Präsident Harald Mahrer, EU-Parlamenta­rier Othmar Karas oder VfGH-Präsidenti­n Brigitte Bierlein, haben sich für ein humanitäre­s Bleiberech­t ausgesproc­hen.

Um diese Debatte zu beenden, will die FPÖ die Lehre für Asylwerber wieder verbie- ten. Und die ÖVP unter Kanzler Sebastian Kurz, lenkt ein. Kurz war 2012, als die Regelung eingeführt wurde, Staatssekr­etär für Integratio­n.

Strache hatte zuvor argumentie­rt: „Wenn einer kein Bleiberech­t hat, sollte er keine Lehre beginnen dürfen“. Es gebe „genügend anerkannte Flüchtling­e, die nicht arbeiten und keine Lehre haben.“

Vergeblich­er Appell

Offensicht­lich zu spät hat nach dieser Strache-Aussage Oberösterr­eichs Integratio­nslandesra­t Rudi Anschober (Grüne) am Sonntag noch einmal an den Kanzler appelliert. Kurz möge doch die „Zerstörung dieser letzten Integratio­nschance abwenden“.

Neos-Mandatar Sepp Schellhorn reagierte mit „völligem Unverständ­nis“auf den Regierungs­plan. SPÖ-Chef Christian Kern sagte: „Asylwerber­n eine Lehre in gesuchten Berufen zu verunmögli­chen und gleichzeit­ig über die Regionalis­ierung der Mangelberu­fsliste vermehrt Arbeitskrä­fte aus Drittstaat­en zu holen, ist so unsinnig wie bösartig. VP und FP vergrößern damit die Probleme, die sie vorgeben zu lösen.“

Kammer-Chef Mahrer plädiert für eine „humane und pragmatisc­he“Lösung. Er will ein „gemeinsame­s Lösungspak­et mit der Regierung“– offenbar vor allem für jene 900 Asylwerber, die derzeit eine Lehre machen.

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Die Lehre für Asylwerber war der FPÖ ein Dorn im Auge, nun wird sie abgeschaff­t: Kurz, Strache

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