Kurier

Spielkonso­len sterben aus

Games-Branche. Große Hersteller setzen auf das Spielen in der Cloud. Streaming löst Xbox und PlayStatio­n ab

- VON MICHAEL LEITNER

Streaming verändert die Spielebran­che. Konsolen und GamingPCs droht das Aus.

Geht es nach Yves Guillemot, dem Gründer und CEO des französisc­hen Videospiel­Konzerns Ubisoft, ist das Ende von PlayStatio­n, Xbox und Co nah. „Es wird noch eine Konsolenge­neration ge- ben und danach werden wir streamen“, sagte Guillemot. Die Vision: Videospiel­e sollen künftig in großen Datenzentr­en laufen, der Bildschirm­inhalt wird auf jedes beliebige Gerät übertragen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die hohen Kosten für Spielkonso- len und Gaming-PCs fallen weg, es kann auf jedem Gerät, sei es Smartphone, Tablet oder Billig-Laptop, gespielt werden. Dieser Vision jagt die Spielebran­che seit fast zwei Jahrzehnte­n hinterher, die hohen Kosten für Datenzentr­en sowie der Mangel an Breitband-Verbindung­en bremste die Entwicklun­g aber aus.

Weichen gestellt

Nun stellen aber immer mehr Hersteller die Weichen in Richtung Cloud-Gaming. Grafikkart­en-Hersteller Nvidia testet derzeit seinen Dienst Geforce Now, der das Zocken von PC-Spielen über einen Cloud-Dienst ermöglicht. Spiele werden f lüssig mit höchster Grafikqual­ität (Full HD) wiedergege­ben. Für derartige Ergebnisse muss man üblicherwe­ise weit über 1000 Euro in einen Gaming-PC investiere­n. Derzeit ist der Dienst kostenfrei, man kann aber nur selbst gekaufte Spiele nutzen. Auch Sony bietet mit PlayStatio­n Now einen eigenen CloudGamin­g-Dienst an. Auf PC, Mac und PlayStatio­n 4 darf man für 15 Euro pro Monat auf eine Bibliothek von mehr als 500 Spielen zugreifen. Das französisc­he Start-up Blade bietet mit Shadow den ehrgeizigs­ten Ansatz: Für 30 Euro pro Monat kann man einen virtuellen High-EndPC mieten, auf dem man nicht nur spielen, sondern bei Bedarf auch arbeiten kann. Im Gegensatz zu anderen Anbietern kann man auch mit höheren Auflösunge­n, beispielsw­eise 4K, sowie hohen Bildraten (bis zu 144 Hz) streamen. Der Dienst ist derzeit nur in einigen Ländern verfügbar, darunter Deutschlan­d und der Schweiz. Eine Expansion nach Österreich ist angedacht.

All diese Dienste können bereits heute ein ruckelfrei­es Spielerleb­nis bieten – eine schnelle Internet-Leitung vorausgese­tzt. Meist sind 15 Megabit pro Sekunde Mindestanf­orderung, für f lüssiges Spielen in höchster Auflösung sind bis zu 50 Megabit pro Sekunde erforderli­ch. In der Stadt dank Glasfaser kein Problem, am Land kann es schwierige­r werden. Dennoch setzen fast alle Unternehme­n auf die neue Technologi­e. Microsoft kündigte an, dass man einen Dienst entwickle, der „Konsolen-Gaming auf allen Geräten er- möglicht“. Gerüchten zufolge könnte bereits die nächste Generation der Xbox diesen Dienst unterstütz­en. Auch Spiele-Hersteller Electronic Arts investiert in Cloud-Gaming.

Das Ende der Spielkonso­len wird dennoch eher schleichen­d kommen. 2019 oder 2020 sollen die nächste PlayStatio­n und Xbox vorgestell­t werden, die wohl wieder zumindest fünf bis sechs Jahre Bestand haben werden. Danach könnte auch der Breitbanda­usbau weit genug fortgeschr­itten sein, um Zocken vollständi­g in die Cloud auszulager­n. Der Schritt könnte die Entwicklun­g neuer Spiele beschleuni­gen. Die Titel müssen nicht mehr auf unterschie­dliche Plattforme­n angepasst werden. Doch es gibt auch Bedenken: Da Spiele nicht mehr lokal installier­t werden, werden keine physischen Datenträge­r mehr benötigt. Das wirft vor allem rechtliche Fragen auf: Wie verkaufe ich gebrauchte Spiele, die ich physisch gar nicht besitze?

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