Spielkonsolen sterben aus
Games-Branche. Große Hersteller setzen auf das Spielen in der Cloud. Streaming löst Xbox und PlayStation ab
Streaming verändert die Spielebranche. Konsolen und GamingPCs droht das Aus.
Geht es nach Yves Guillemot, dem Gründer und CEO des französischen VideospielKonzerns Ubisoft, ist das Ende von PlayStation, Xbox und Co nah. „Es wird noch eine Konsolengeneration ge- ben und danach werden wir streamen“, sagte Guillemot. Die Vision: Videospiele sollen künftig in großen Datenzentren laufen, der Bildschirminhalt wird auf jedes beliebige Gerät übertragen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die hohen Kosten für Spielkonso- len und Gaming-PCs fallen weg, es kann auf jedem Gerät, sei es Smartphone, Tablet oder Billig-Laptop, gespielt werden. Dieser Vision jagt die Spielebranche seit fast zwei Jahrzehnten hinterher, die hohen Kosten für Datenzentren sowie der Mangel an Breitband-Verbindungen bremste die Entwicklung aber aus.
Weichen gestellt
Nun stellen aber immer mehr Hersteller die Weichen in Richtung Cloud-Gaming. Grafikkarten-Hersteller Nvidia testet derzeit seinen Dienst Geforce Now, der das Zocken von PC-Spielen über einen Cloud-Dienst ermöglicht. Spiele werden f lüssig mit höchster Grafikqualität (Full HD) wiedergegeben. Für derartige Ergebnisse muss man üblicherweise weit über 1000 Euro in einen Gaming-PC investieren. Derzeit ist der Dienst kostenfrei, man kann aber nur selbst gekaufte Spiele nutzen. Auch Sony bietet mit PlayStation Now einen eigenen CloudGaming-Dienst an. Auf PC, Mac und PlayStation 4 darf man für 15 Euro pro Monat auf eine Bibliothek von mehr als 500 Spielen zugreifen. Das französische Start-up Blade bietet mit Shadow den ehrgeizigsten Ansatz: Für 30 Euro pro Monat kann man einen virtuellen High-EndPC mieten, auf dem man nicht nur spielen, sondern bei Bedarf auch arbeiten kann. Im Gegensatz zu anderen Anbietern kann man auch mit höheren Auflösungen, beispielsweise 4K, sowie hohen Bildraten (bis zu 144 Hz) streamen. Der Dienst ist derzeit nur in einigen Ländern verfügbar, darunter Deutschland und der Schweiz. Eine Expansion nach Österreich ist angedacht.
All diese Dienste können bereits heute ein ruckelfreies Spielerlebnis bieten – eine schnelle Internet-Leitung vorausgesetzt. Meist sind 15 Megabit pro Sekunde Mindestanforderung, für f lüssiges Spielen in höchster Auflösung sind bis zu 50 Megabit pro Sekunde erforderlich. In der Stadt dank Glasfaser kein Problem, am Land kann es schwieriger werden. Dennoch setzen fast alle Unternehmen auf die neue Technologie. Microsoft kündigte an, dass man einen Dienst entwickle, der „Konsolen-Gaming auf allen Geräten er- möglicht“. Gerüchten zufolge könnte bereits die nächste Generation der Xbox diesen Dienst unterstützen. Auch Spiele-Hersteller Electronic Arts investiert in Cloud-Gaming.
Das Ende der Spielkonsolen wird dennoch eher schleichend kommen. 2019 oder 2020 sollen die nächste PlayStation und Xbox vorgestellt werden, die wohl wieder zumindest fünf bis sechs Jahre Bestand haben werden. Danach könnte auch der Breitbandausbau weit genug fortgeschritten sein, um Zocken vollständig in die Cloud auszulagern. Der Schritt könnte die Entwicklung neuer Spiele beschleunigen. Die Titel müssen nicht mehr auf unterschiedliche Plattformen angepasst werden. Doch es gibt auch Bedenken: Da Spiele nicht mehr lokal installiert werden, werden keine physischen Datenträger mehr benötigt. Das wirft vor allem rechtliche Fragen auf: Wie verkaufe ich gebrauchte Spiele, die ich physisch gar nicht besitze?