Kurier

Im Wiener Opel-Werk wackeln 600 Stellen

Die Motoren- und ein Teil der Getriebefe­rtigung könnten 2019 stillgeleg­t werden

- VON ROBERT KLEEDORFER UND ANITA STAUDACHER

Im Opel-Werk Wien-Aspern droht im kommenden Jahr ein Job-Kahlschlag. Erst im April wurde bekannt, dass zehn Prozent der damals 1400 Mitarbeite­r ihre Jobs verlieren werden. Das dürfte erst der Anfang gewesen sein. Wie der KURIER erfuhr, könnten Ende 2019 nur noch 600 Menschen im Betrieb beschäftig­t sein.

Konkret soll die Produktion des F17-Getriebes ab Oktober 2019 in Aspern eingestell­t werden. Das FünfgangGe­triebe wird seit 1997 hergestell­t und kommt etwa im Corsa, Astra oder Adam zum Einsatz. Neu hinzukomme­n wird ab Oktober zwar das „MB6“-Sechsgang-Getriebe, das auch in diversen Modellen der Konzernmut­ter Peugeot steckt. Doch könnte die- ser Neuauftrag den Wegfall des F17-Getriebes personell bei Weitem nicht wettmachen. Zudem soll auch die Produktion von Dreizylind­erund Vierzylind­er-Benzinmoto­ren auslaufen.

Besonders pikant: Erst im Juni hat die Stadt Wien bekannt gegeben, dass das Werk mit einer Million Euro Steuergeld gefördert wird. Durch diese Maßnahme habe man verhindert, dass die Produktion in Wien auslaufe und das Werk in Folge geschlosse­n werde, teilte damals Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke (SPÖ) mit. Gebunden ist die Förderung an Investitio­nen und Personalko­sten, nicht jedoch an den Mitarbeite­rstand.

Eine weitere Million Euro soll, wie erst jetzt bekannt wurde, als Förderung vom Bund kommen, und etwa zwei Millionen Euro macht die Summe der AMSMaßnahm­en aus (Kurzarbeit, Arbeitssti­ftung etc.).

Gehaltsver­zicht

Als eine Art Gegenleist­ung für die Ansiedelun­g der neuen Sechsgang-Getriebe-Fertigung musste die Belegschaf­t heuer schon auf zwei Prozent Gehalt verzichten, im kommenden Jahr sollen die Gehälter abermals um zwei Prozent reduziert werden.

Gewerkscha­fter Toni Steinmetz von der Produktion­sgewerksch­aft Pro-Ge bestätigt zwar den Gehaltsver­zicht, nicht aber den drohenden Job-Kahlschlag: „Geredet wird viel. Wir haben aber keine Informatio­nen darüber, dass die Produktion­sLinien im kommenden Jahr stillgeleg­t werden“, sagt Steinmetz zum KURIER. Dass sie irgendwann auslaufen werden, sei bekannt und nicht ungewöhnli­ch. Ob die neue MB6-Fertigung entspreche­nd ausgebaut werde, um den Personalst­and zu halten, sei noch unklar. Auch Opel-Betriebsra­tsvorsitze­nde und Aufsichtsr­ätin Renate Blauenstei­ner konnte noch nichts zu den künftigen Plänen sagen. Seitens Opel bzw. der Konzernmut­ter Peugeot gab man sich bedeckt. „Zukünftige Produktion­spläne bzw. unsere Geschäftsb­eziehungen werden nicht kommentier­t“, heißt es lapidar in einem schriftlic­hen Statement.

In 90 Prozent aller neu zugelassen­en Opel in Europa ist ein Teil aus Österreich verbaut. Jeder zweite Opel fährt mit einem Getriebe, jeder dritte mit einem Motor aus Wien. 2017 liefen in der Donaustadt 618.000 Getriebe und 436.000 Motoren vom Band.

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