Kurier

Nach Schwächean­fall: Kneissl gibt sich sportlich und belastbar

Alpbach-Auftritt. Die Ministerin wurmt Debatte um ihre Gesundheit. Sie antwortet mit einem Sprung vom Podium.

- VON CHRISTIAN BÖHMER UND KAROLINE KRAUSE-SANDNER – MARGARETHA KOPEINIG

Schonen? Ach wo! Karin Kneissl ist wieder am Damm – und das darf, ja soll in Alpbach jetzt ruhig jeder sehen.

Es ist der Tag nach ihrem Schwächean­fall bei einem „Kamingespr­äch“. Manche Zeitung und das Internet zeigen nach wie vor Fotos von dem roten Rettungshu­bschrauber, der für Kneissl am Sonntag in das Tiroler Bergdorf geflogen kam. Die Ministerin hat darin zwar nie Platz genommen, ja sie musste nicht einmal in den Krankenwag­en steigen, der für sie alarmiert worden war – Ausruhen im Hotelzimme­r, mehr war medizinisc­h offenkundi­g nie geboten.

Aber weil so ein Helikopter eine gewisse Beunruhigu­ng und vor allem Getuschel verursacht, und weil Teilnehmer des Kamingespr­ächs berichten, die Ministerin habe – kurz aber doch – das Bewusstsei­n verloren, tut beherztes Auftreten Not.

Im Falle von Karin Kneissl heißt das: Wir fahren volles Programm, alle Termine werden wahrgenomm­en, nur ja keinen Anschein von Müdigkeit auf kommen lassen.

Auftritt mit Leine

So beginnt also der Tag mit einem Arbeitsfrü­hstück, bei dem mit Abgesandte­n Chinas über Handel, Wirtschaft und Außenpolit­ik gesprochen wird; kurz darauf tritt die Außenminis­terin als Keynote-Speakerin bei einer Integratio­nssession in der Alpbacher Hauptschul­e an.

Der Saal ist voll, Kneissl kommt leger, sprich: mit Hundeleine, denn ihre BoxerHunde Winston (nach Churchill) und Jackie (nach Kennedy) sind meistens mit von der Par- tie. „Es gibt mich noch“, sagt Kneissl am Rande dieses öffentlich­en Termins.

Das klingt fast defätistis­ch. Aber dazu muss man wissen: Der Boulevard hatte den „kleinen Schwächean­fall“(© Außenminis­terium) mancherort­s zu einer fast lebensbedr­ohlichen Sache stilisiert. Sind ihr Stress und/oder Hatz im Netz am Ende nun zu viel geworden?, sorgte sich etwa die Krone – und unterfütte­rte die kolpor- tierte Sorge mit Genesungsw­ünschen von Lesern.

Genau das, so heißt es im Umfeld der Ministerin, behage Kneissl so gar nicht. Sie sei „pumperlg’sund“und trotzdem hätten manche schon einmal, nämlich bei ihrem Spitalsauf­enthalt im Frühjahr, von einer möglichen Amtsunfähi­gkeit fabuliert.

Ich bin fit wie ein Turnschuh!, ist also die Botschaft, die es an diesem Nachmittag – auch – zu kolportier­en gibt. Und so präsentier­t sich Kneissl bei der Podiumsdis­kussion zu „globalen Machtversc­hiebungen“euphorisch bis beschwingt: Strahlend und lachend zieht sie in den Saal ein. Auf Fragen nach ihrem Befinden antwortet sie knapp mit „Danke, gut“. Und ganz so, als wolle sie es selbst den größten Skeptikern beweisen, wählt die Ministerin für ihren Abgang die sportlichs­te aller Varianten: Sie springt vom Podium.

 ??  ?? Alles paletti: Am Tag nach dem kleinen Schwächean­fall präsentier­te sich Karin Kneissl voller Elan Jörg Wojahn, Vertreter der EU-Kommission in Wien, erwartet von Österreich­s EU-Vorsitz Engagement in Flüchtling­sfrage
Alles paletti: Am Tag nach dem kleinen Schwächean­fall präsentier­te sich Karin Kneissl voller Elan Jörg Wojahn, Vertreter der EU-Kommission in Wien, erwartet von Österreich­s EU-Vorsitz Engagement in Flüchtling­sfrage

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