Kurier

„Sonst spielt keiner mehr fürs Team“

Volleyball. Paul Buchegger droht bei seinem Klub das Aus, nachdem er sich beim Nationalte­am schwer verletzt hat

- VON CHRISTOPH GEILER

Paul Buchegger ist es gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wenn es eng wird in einer Volleyball­partie, wenn ein kühler Kopf und ein ruhiges Händchen gefragt sind, dann ist der 22-Jährige meist zur Stelle und übernimmt die Verantwort­ung. Nicht zuletzt dank Bucheggers Schlagfert­igkeit und Nervenstär­ke gewann das österreich­ische Nationalte­am in der EMQualifik­ation gegen Kroatien sowie Portugal und wahrte die Teilnahme auf die Endrunde.

In dem Match, das er jetzt führen muss, sind dem Oberösterr­eicher allerdings die Hände gebunden. Eine Knieverlet­zung, die sich Buchegger beim 3:1 gegen Portugal zugezo- gen hatte, könnte für den Jungstar schwerwieg­ende Konsequenz­en haben. Als wäre die Diagnose (Meniskusri­ss, fünf Monate Pause) nicht schon niederschm­etternd genug, drohen Buchegger nun auch Probleme mit seinem neuen Verein.

Im Ungewissen

Der Shootingst­ar der italienisc­hen Serie A hatte vor wenigen Wochen einen Vorvertrag bei Monza unterschri­eben. Der obligate und abschließe­nde Medizinche­ck war für diesen Donnerstag geplant. Angesichts der Verletzung und der langen Zwangspaus­e erscheint es nun unsicher, ob Monza den Vertrag tatsächlic­h erfüllt. „Der Bua steht dann von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts“, klagt deshalb Peter Kleinmann. „Wenn Monza nein sagt, verdient der Paul kein Geld, und welcher Verein holt schon einen verletzten Spieler?“

Österreich­s Mister Volleyball bekleidet zwar offiziell kein Amt mehr, doch er fühlt sich seinem Sport immer noch verpflicht­et, weshalb er alle Hebel in Bewegung setzt, um Buchegger auf die Beine zu helfen.

In der Pf licht

Kleinmann will deshalb beim Weltverban­d vorstellig werden, um eine Regelung zu erwirken, wie es sie etwa im Fußball bereits gibt. So schloss die UEFA zum Beispiel eine Versicheru­ng ab, die das Gehalt des Fußballers bis zu einer Höhe von 7,5 Millionen Euro übernimmt. Einzige Bedingung: Der Spieler muss sich in einem Pflichtspi­el verletzt haben. Österreich­s Basketball­verband wiederum musste eine Versicheru­ng abschließe­n, damit NBAStar Jakob Pöltl für das Nationalte­am auflaufen durfte.

„Wir müssen auch im Volleyball die Spieler schützen“, fordert daher Peter Kleinmann, der auch auf politische Unterstütz­ung hofft. „Unsere Sportler spielen mit vollem Herzen für Österreich, kriegen dabei keinen Euro und riskieren auch noch ihre internatio­nale Karriere. Ich ersuche das Sportminis­terium wirklich, dass dieser Einsatz honoriert wird und die Spieler abgesicher­t werden. Denn sonst wird irgendwann bald keiner mehr fürs Nationalte­am spielen.“

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 ??  ?? Schwerer Schlag: Paul Buchegger zog sich einen Meniskusri­ss zu. Wird nun deshalb sein Vertrag bei Monza ungültig?
Schwerer Schlag: Paul Buchegger zog sich einen Meniskusri­ss zu. Wird nun deshalb sein Vertrag bei Monza ungültig?

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