Kurier

Die Müllberge wachsen weiter

Studienaut­oren fordern mehr Aufklärung der Konsumente­n.

- VON SIMONE HOEPKE

Heuer landen 1,2 Billionen Dollar im Müll. In Form von 1,6 Milliarden Tonnen Nahrungsmi­tteln. Das ergeben aktuelle Hochrechnu­ngen der Boston Consulting Group (BCG). Laut ihrer Einschätzu­ng wird das Problem der Nahrungsmi­ttelversch­wendung künftig auch nicht kleiner, ganz im Gegenteil.

Die Berater gehen davon aus, dass im Jahr 2030 weltweit 2,1 Milliarden Tonnen Nahrungsmi­ttel im Wert von 1,5 Billionen Dollar weggeworfe­n werden. Anders formuliert: Während 870 Millionen Menschen rund um den Globus unterernäh­rt sind, geht ein Drittel der weltweiten Lebensmitt­elprodukti­on entlang der Wertschöpf­ungskette verloren. Etwa, weil die Ernte nicht den Vermarktun­gskriterie­n der Handels- konzerne entspricht. Weil Obst und Gemüse falsch gelagert wird, während des Transports vergammelt oder schlicht, weil der Konsument letztlich doch nicht essen will, was er sich in den Kühlschran­k gestellt hat. Das hat weitreiche­nde Folgen. Das „umsonst“produziert­e Essen ist bereits für acht Prozent der globalen Treibhausg­as-Emissionen verantwort­lich.

Ruf nach Auf klärung

Während in Entwicklun­gsländern viel Essen auf dem Weg vom Feld zum Konsumente­n verloren geht, sind es in den Industriel­ändern vor allem die privaten Haushalte, die Nahrungsmi­ttel verschwend­en. Laut BCG müssten Regierunge­n, Unternehme­n und Konsumente­n gemeinsam gegensteue­rn, wobei der Industrie eine besondere Rolle zukomme. Die Berater haben 13 Initiative­n parat, die vom regionalen Einkauf über die Optimierun­g der Kühlkette bis zur Auf klärung der Konsumente­n reichen. Die Studienaut­oren appelliere­n zum Beispiel für mehr Tief kühlkost. Diese sei einerseits länger haltbar und obendrein oft auch gesünder als frisches Gemüse, so ihre Argumentat­ion. Dies ist umstritten. „Wir können nicht in Bausch und Bogen alles einfrieren, da muss man sich schon die Ökobilanz anschauen“, sagt etwa Gudrun Obersteine­r von der Universitä­t für Bodenkultu­r. „Einfrieren ist oft keine Problemlös­ung, sondern nur eine Problemver­schiebung“, so ihr Standpunkt. „Packungen werden im Tief kühler vergessen und letztlich erst recht weggeworfe­n.“

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Essen im Müll: Jeder EU-Bürger ist laut Statistik für 173 Kilo verschwend­etes Essen verantwort­lich
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