71 Tote: „Das Drama ist noch nicht beendet“
A4-Tragödie Verfahren um die Schlepper ist nicht abgeschlossen. Eine Videoüberwachung an Grenzen ist geplant.
Der Kühllaster, der am 27. August 2015 auf einer Pannenbucht auf der Ostautobahn A4 bei Parndorf entdeckt wurde, ruft auch drei Jahre später entsetzliche Assoziationen hervor. Der qualvolle Tod von 71 Menschen macht noch immer fassungslos.
Josef Weidenholzer, SPAbgeordneter des Europäischen Parlaments, ist mit der Flüchtlingstragödie ständig konfrontiert. „Auch wenn die Täter mittlerweile verurteilt sind, das Drama ist da- mit nicht beendet“, twittert der gebürtige Oberösterreicher zum Jahrestag.
Gericht am Zug
Juristisch gesehen ist derzeit noch nicht klar, ob das Verfahren gegen die Schlepper neu aufgerollt wird. Wie berichtet, wurden die mutmaßlichen Täter vergangenen Juni am Gericht im ungarischen Kecskemét schuldig gesprochen. Vier Angeklagte wurden zu jeweils 25 Jahren Zuchthaus verurteilt – der Staatsanwalt hatte lebenslang gefordert. Staatsanwalt und Angeklagte hatten Berufung eingelegt. Ob der Fall in der übergeordneten Instanz in Szeged neu aufgerollt, dass dürfte nicht vor Frühling 2019 entschieden werden.
Für Burgenlands VizeLandespolizeidirektor Werner Fasching habe der Tod der 71 Menschen sowie die darauffolgende Ankunft hunderttausender Flüchtlinge Auswirkungen gehabt – „und zwar auf politischer als auch auf polizeilicher Ebene“. Die Wiedereinführung der Grenzkontrollen sei die Konsequenzen gewesen. „Die Polizei führt jetzt engmaschige Kontrollen durch und es gibt gemischte Streifen mit Ungarn“, sagt Fasching. Künftig soll es eine Videoüberwachung von Grenzübergängen im Nordburgenland geben, ein Ansuchen liege beim Innenministerium.
Ob sich seit der Tragödie etwas geändert habe? „Menschenschmuggel gibt es nach wie vor. Wenn alle Grenzen abschottet werden, wird aber nur der Preis für die Schlepper und das Risiko für die Flüchtlinge höher“, sagt EU-Politiker Weidenholzer.