Kurier

Konsumfrei­er Blick über Wien

MuseumsQua­rtier. Das Leopold Museum bekommt eine frei zugänglich­e Dachterras­se

- VON ANNA-MARIA BAUER

Ob freie Flächen am Wiener Donaukanal oder der Zugang zum Wörthersee: Öffentlich­e konsumfrei­e Räume werden durch Kommerzial­isierung immer mehr beschnitte­n. Für funktionie­rende Städte, darin sind sich Stadtund Raumplaner einig, sind sie aber unabdingba­r.

Somit ist es für Martin Heintel, Professor vom Institut für Geografie und Regionalfo­rschung an der Universitä­t Wien, „ein sehr begrüßensw­ertes Vorhaben“, das Christian Strasser, Direktor des MuseumsQua­rtiers, am Montag verkündete: Das Leopold Museum wird eine öffentlich und frei zugänglich­e Dachterras­se inklusive Veranstalt­ungshalle („MQ Libelle“) erhalten.

„Generell und gerade in heißen Sommern wie diesen zieht es die Menschen mehr nach draußen“, sagt Heintel. „Es ist daher wichtig, dass es genug Orte gibt, an denen sie nicht alle fünf Minuten etwas konsumiere­n müssen.“

Die Terrasse wird von 10 bis 22 Uhr offen und mittels Lift an der linken Seite des Leopold Museums (wenn man im Haupthof steht und Richtung 7. Bezirk blickt) erreichbar sein. Die Libelle soll Kunst- und Kulturproj­ekten zur Verfügung stehen und kann für Veranstalt­ungen gebucht werden.

Zunächst wird in den kommenden Wochen das Dach saniert, Anfang November beginnen dann die Bauarbeite­n . Bis auf eine temporäre Sperre im oberen Geschoß des Museums bleibt der Betrieb während der Arbeiten aufrecht. Im Frühjahr 2020 will Strasser die ersten Gäste begrüßen.

Die Kosten für den Zubau belaufen sich auf 7,5 Millionen Euro – für die der Steuerzahl­er nicht aufkommen müsse, sagte Strasser: „Die eine Hälfte haben wir bereits gespart. Für die andere Hälfte nehmen wir einen Kredit, der aus den Einnahmen durch Vermietung­en der Libelle rückfinanz­iert wird.“

Zwanglos mit Kiosk

Generell gelte das gleiche Motto wie zu ebener Erde: Es soll ein öffentlich­er Ort ohne Konsumzwan­g sein. Für alle jene, die sich eine Kleinigkei­t zu essen oder trinken kaufen möchten, wird es aber einen Kiosk geben.

Abgesehen von der Dachterras­se der Hauptbüche­rei ist es eigentlich der einzige frei zugänglich­e Ort Wiens in der Höhe. Frei zugänglich. Bei diesen Wörtern hakt Architekti­n Gabu Heindl ein. Generell begrüße sie in Zeiten der Kommerzial­isierung öffentlich­er Räume jede frei zugänglich­e Terrasse sehr. „Aber das MuseumsQua­rtier wurde schon öfters dafür kritisiert, nur ,scheinöffe­ntlich’ zu sein. Weil ein privater Sicherheit­sdienst kontrollie­rt und Personengr­uppen Zutritt verweigern kann. Frei zugänglich bedeutet für mich, dass sich alle Personengr­uppen willkommen fühlen.“

Zudem gibt sie zu bedenken, dass das MuseumsQua­rtier zur Gänze in öffentlich­er Hand ist. „Somit sehe ich die Terrasse nicht so sehr als Geschenk. Eigentlich erwarte ich mir, dass wenn Objekte, die in öffentlich­er Hand sind, Gewinn machen, dieses Geld wieder für die Öffentlich­keit verwendet wird.“

 ??  ?? Blick vom Dach des Leopold Museums. Ab 2020 sollen Gäste diese Aussicht genießen können. Anfang November werden die Bauarbeite­n für den Zubau beginnen
Blick vom Dach des Leopold Museums. Ab 2020 sollen Gäste diese Aussicht genießen können. Anfang November werden die Bauarbeite­n für den Zubau beginnen
 ??  ?? Visualisie­rung der Terrasse mit MQ Libelle und Lichtinsta­llationen
Visualisie­rung der Terrasse mit MQ Libelle und Lichtinsta­llationen

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