Kurier

Bei Stephen King verblasst Trump

Der 60. Horrorroma­n. „Der Outsider“wechselt zur Hälfte ins Übersinnli­che, aber auf politische Anspielung­en verzichtet der US-Autor nicht

- VON PETER PISA

Steht ein Strafverte­idiger in der Früh auf. Sagt seine Frau, bevor sie Rühreier zubereitet: „Na, was läuft so, mein Schnuffel?“Ganz schön viel läuft. „Der Outsider“ist der 60. Roman von Stephen King, insgesamt sein 204. Buch. Ein typischer Horror des 70-jährigen Amerikaner­s – also nicht so wie sein 59. Roman „Sleeping Beauties“, den er mit Sohn Owen geschriebe­n hatte und der im KURIER unter dem Titel „Bei Stephen King schlafen die Frauen ein“besprochen wurde. Schnuffel wird, bevor er sich leider verabschie­den muss, eine Menge zu tun ha- ben. Denn ein elfjährige­r Bub ist vergewalti­gt und ermordet worden. Totgebisse­n wurde er.

Während eines Baseballsp­iels wird der allseits beliebte Coach und Lehrer Terry Maitland – Schnuffels Freund – verhaftet. Eine Show für die Bürger von Flint City, denn die Polizei ist sicher, dass er die Bestie ist.

Überall sind seine Fingerabdr­ücke, überall ist seine DNA, und es gibt Augenzeuge­n, die ihn mit blutversch­miertem Gewand gesehen haben.

Also hieb- und stichfest wie das S auf Supermans Brust.

Allerdings war Maitland weit weg, als das Kind ermordet wurde. Er war mit drei Lehrerkoll­egen nachweisli­ch in einer anderen Stadt, weil dort ein berühmter Krimiautor eine Lesung gehalten hatte. Fernsehkam­eras haben ihn gefilmt, als er dem Autor eine Frage stellte.

Hieb- und stichfest wie ...

Oklahoma

Anfang der Woche erschien „Der Outsider“in deutscher Übersetzun­g. Der Heyne Verlag wirbt mit dem Satz: „Das Böse hat viele Gesichter ... vielleicht sogar deines.“

Eine zehnteilig­e TV-Serie ist in Planung.

Es ist ein guter King-Roman – in dem sein bester Roman „Es“anklingt. Die Zeit, in der dieser Schriftste­ller Durchhänge­r hatte, ist längst vorbei, man darf Stephen King sogar loben, obwohl man eigentlich ja nur etwas G’scheites liest bzw. zu lesen vorgibt. Stephen King: „Der Outsider“Übersetzt von Bernhard Kleinschmi­dt. Heyne Verlag. 751 Seiten. 26,80 Euro. KURIER-Wertung:

Bevor es übersinnli­ch wird (und ein Typ wie El Cuco, ähnlich dem Bogeyman, bemüht wird), blenden wir uns aus dem Schocker aus. Der Auftritt von einem Monster macht Bücher ja nicht unbedingt besser – man denke an Stephen Kings meisterlic­h alltäglich­e Kurzgeschi­chte, in der bloß jemand in ein mobiles WC geht. Dann wackelt das Ding. Dann fällt es um. Dann ist man begraben.

Donald Trump kommt in „Der Outsider“selbstvers­tändlich vor. King kann ohne ihn nicht. Kürzlich twitterte er, die Weltraumar­mee sei die dümmste Idee des Präsidente­n. Zehntausen­de Follower stimmten sofort zu.

Den Mord an dem Kind lässt er in Oklahoma geschehen, wo weit über 60 Prozent der Wähler für Trump stimmten. Auf einer Mauer steht zwar noch: „Trump Makes America Great Again“.

Aber nun geschieht folgendes, sogar in Oklahoma:

Die Schrift verblasst.

***

Mittlerwei­le ist bekannt, wo Stephen Kings Horror seinen Ursprung hat:

In jungen Jahren jobbte er in einer Wäscherei. Zu reinigen, zunächst händisch, waren von ihm Stoffwinde­ln, Bettzeug mit allen möglichen Flecken, Tischtüche­r mit Erbrochene­m ... Einmal schepperte es in der Trommel. Es war ein Gebiss. Da bekommt jeder Fantasien.

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Stephen King vermutet, dass „Der Outsider“sein 60. Roman und sein 204. Buch ist. Aber sicher weiß er es nicht
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