Die Schatten der Beliebigkeit über guter Bilanz mit 15.000 Besuchern
Saalfelden. Ein Jazzfestival von über lange Zeit internationaler Strahlkraft sucht, obwohl konstant so gut wie ausverkauft, ein junges Publikum. Es streut deshalb simpler Gestricktes ins ausgeweitete Gratis-Programm, dem man teilweise Beliebigkeit nachsagen muss, spricht von „niederschwelligen Angeboten“und betont: Saalfelden werde auch künftig dem Mainstream trotzen.
Stars – Sternschnuppen
Der Ort im Pinzgau ist als Bühne für Außergewöhnliches seit Jahrzehnten ein Seismograf für aktuelle Strömungen, aber auch ein Ort der Begegnung mit den Protagonisten vergangener Tage. Jetzt will sich die Festivalleitung explizit von der Jazzgeschichte verabschieden und „die großen Namen von morgen heute präsentieren“. Wobei ihr hellseherische Fähigkeiten zu wünschen sind. Denn wer vermag Sternschnuppen von den künftig lang hell leuchtenden Stars am Jazz-Firmament heute schon zu unterscheiden?
Zum einen ist es nach dem bereits zweiten Jahr mit Frankreich-Schwerpunkt Zeit für Abwechslung: Für Jazz aus London zum Beispiel.
Zum anderen fehlten heuer die wahren Höhepunkte von jenen Künstlern, die nicht ohnedies schon mehrmals in Saalfelden und auch sonst in Österreich aufgetreten sind wie Elliott Sharp oder Marc Ribot und hierzulande immer wieder zu hören sind. Sogar für den SchlussAct am Sonntag war ein regelmäßiger Saalfelden-Gast engagiert: der New Yorker Cellist Erik Friedlander, der mit seinem Throw a Glass benannten Quartett beim Projekt „Artemisia“klangatmosphärisch dem Mythos des Absinth zwischen Offenbarung und Obsession nachspürte. „Das erste Stadium ist wie normales Trinken“, schrieb Oscar Wilde. „Im zweiten fängt man an, ungeheuerliche, grausame Dinge zu sehen. Aber wer nicht aufgibt, kommt ins dritte Stadium und sieht Dinge, die man sehen möchte, wunderbare, sonderbare Dinge.“In dem Stadium erleben wir hoffentlich das 40-Jahr-Jubiläum des Festivals in Saalfelden 2019.