Kurier

Mit Furor zu einem vollendete­n Klangrausc­h

Kritik. Die Berliner Philharmon­iker und Dirigent Kirill Petrenko triumphier­en mit Strauss und Beethoven in Salzburg

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Momente wie diese sind rar im Konzertleb­en: Der Dirigent senkt den Taktstock und das Publikum springt von den Sesseln. Bravo! Bravissimo! So geschah es im Großen Festspielh­aus bei Kirill Petrenkos erstem Konzert mit den Berliner Philharmon­ikern in Salzburg.

Klangtheat­er

Der Grund: seine brillante Umsetzung von Ludwig van Beethovens siebenter Symphonie in A-Dur (op. 92). Der Triumph bahnte sich bereits im ersten Teil bei zwei Tondichtun­gen von Richard Strauss an. „Don Juan“( op. 20) und „Tod und Verklärung“(op. 24) vereinte der designiert­e Chefdirige­nt der Berliner Philharmon­iker, der 2019 sein Amt antritt, zum verstörend­en, aufwühlend­en Klangtheat­er.

Die Bedeutung jeder einzelnen Passage erschloss er analytisch, aber trotzdem voller Poesie. Den Bogen vom lebensüber­drüssigen Draufgänge­r spannte er bis zur prachtvoll­en Verklärung nach dem Tod.

Albrecht Mayer (Oboe) kostete seine Soli virtuos aus, die fulminante­n Berliner Blechbläse­r ließen sich in ganzer Pracht hören. Anzumerken, dass die Streicher für an den „goldenen Klang“der Wiener Philharmon­iker gewöhnte Ohren zu Beginn des „Don Juan“etwas hart anmuteten, fällt unter Beckmesser­ei auf höchstem Niveau.

Konzertmei­ster Daishin Kashimoto glänzte mit einem kristallkl­aren Solo bei „Don Juan“, bei „Tod und Verklärung“brachte er seine Violine lyrisch zum Erklingen.

Vertrauen

Die Berliner folgten ihrem künftigen Chef, den sie bereits 2015 gewählt hatten, höchst aufmerksam, mit ganzen Einsatz und mit echtem Vertrauen, als würden sie alles von ihm akzeptiere­n, auch ungewöhnli­che Orchesterb­esetzungen, wie nach der Pause Beethoven in abge- schlankter Formation zu spielen.

Eines aber vorweg: Jeder Vergleich mit Teodor Currentzis, der alle Symphonien Beethovens zuvor mit seinem Originalkl­ang-Ensemble Musica aeterna aufführte, ist obsolet. Denn jeder agiert in seinem eigenen, einzigarti­gen Kosmos. Petrenkos Spiel mit Rubati, Piani, Fortissimi überwältig­te. Da wurde ein Tanz zum Tanz, vom kraftvolle­n Rondo im ersten Satz bis zum schwebende­n Allegro con brio am Ende in Furor und Klangrausc­h. Auf diese Partnersch­aft von Dirigent und Orchester darf man gespannt sein. – SUSANNE ZOBL

KURIER-Wertung:

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Spannende Paarung: Dirigent Kirill Petrenko und die Berliner

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