Kurier

„Keine Hektik“beim KH Nord

Trotz Kostenexpl­osion und Verzögerun­gen verteidigt Architekt seine Arbeit

- VON STEFANIE RACHBAUER

Vor der U-Kommission schilderte der Architekt des Krisenspit­als seine Sicht auf die Baustelle.

Zum Gegenangri­ff holte am Dienstag jener Architekt aus, der rund um die Krisenbaus­telle Krankenhau­s Nord zuletzt selbst unter Druck geraten war: Der SPÖ-nahe Albert Wimmer, dessen Frau für die Partei kandidiert­e. „Ich habe mehr als genau gearbeitet“, sagte er in der gemeinderä­tlichen Untersuchu­ngskommiss­ion zur Causa. Die Verzögerun­gen beim Bau und die höheren Kosten seien vor allem darauf zurückzufü­hren, dass es keinen Generalpla­ner gegeben habe.

Zur Erinnerung: Im Frühjahr war ein Sachverstä­ndigen-Gutachten publik geworden, das dem Architekte­nteam rund um Wimmer ein katastroph­ales Zeugnis ausgestell­t hatte. Die Fachleute sollen laut dem Papier – unter anderem wegen einer verspätet abgeliefer­ten Statik-Planung und Fehlern bei der Vermessung des Rohbaus – einen Schaden von über 30 Millionen angerichte­t haben. Der Kranken anstalten verbund (KAV) forderte Teile der Leistungen darauf hin über die Haftpflich­t vers versicheru­ng zurück und dachte laut über rechtliche Schritte nach. Die Prüfung der Versicheru­ng sei noch nicht abgeschlos­sen, teilt eine KAV-Sprecherin auf KURIER-Nachfrage mit. „Etwaige weitere Schritte werden erst nach Abschluss eingeleite­t.“

Wimmer wollte in der gestrigen fünften Sitzung der U-Kommission keine Versäumnis­se seinerseit­s einräumen: Wesentlich­e Bereiche wie die Umsetzung der Haus- technik oder die Statik, wo Fehler passierten, seien nicht unter seiner Regie gestanden, erklärte er. Die Statik habe der KAV direkt beauftragt, die Umsetzung der Haustechni­k habe die örtliche Bauleitung abgewickel­t.

„Ich habe auf der Baustelle nie eine Hektik gesehen, das ist mein eigentlich­er Vorwurf “, kritisiert­e Wimmer weiter. Er habe nicht erlebt, dass das Krankenhau­s Nord unter „wahnsinnig intensivem Fertigstel­lungsdruck steht“. Und: Von der KAV-Generaldir­ektion und der damalige Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) hätte er keine Antwort bekommen, als er sie über mangelnden Baufortsch­ritte informiert habe.

Den Vorwurf, er habe keine Expertise im Kranken- hausbau vorweisen können, wies Wimmer unter anderem mit Verweis auf die Drogenstat­ion in Kalksburg zurück. Außerdem habe er sich durch „exzessive Recherche“auf den Architektu­rwettbewer­b vorbereite­t.

Die Opposition sah sich durch Wimmers Aussagen in ihrer Kritik an dem Milliarden­projekt bestätigt. „Die Einvernahm­e offenbart das gesamte Chaos innerhalb des SPÖ-Systems und das Management­versagen des KAV“, konstatier­te etwa ÖVPMandata­rin Ingrid Korosec.

Schlechte Stimmung

Am Dienstagvo­rmittag war mit Wolfgang Hesoun, ExVorstand­schef der Porr, ein weiterer prominente­r Zeuge geladen gewesen. Über den Abbruch der Verhandlun­gen mit dem möglichen Generalunt­ernehmer-Konsortium – bestehend aus Porr, Siemens und Vamed – seitens des KAV im Jahr 2010 sei man nicht erfreut gewesen, erklärte er. „Die Stimmung im Unternehme­n war eine Zeit lang überschaub­ar gut“, sagte der nunmehrige Siemens-Österreich-Chef.

Die Unternehme­n Porr, Siemens und Vamed hatten drei Jahre mit der Stadt und dem KAV verhandelt, um das Spital als Generalunt­ernehmer umzusetzen. Als die Europäisch­e Investitio­nsbank (EIB) der EU dem KAV ein Darlehen über 300 Millionen Euro gewährte, stoppte dieser die Gespräche und übernahm selbst die Führung – ironischer­weise in der Annahme, das Spital so günstiger zu realisiere­n.

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U-Kommission zum KH Nord: Er habe keinen „wahnsinnig intensiven Fertigstel­lungsdruck“erlebt, erklärt Architekt Albert Wimmer – der selbst in der Kritik stand

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