Kurier

„Mehr Fantasie bei Betreuung“

Was Familien brauchen. Umfrage zeigt, flexiblere Öffnungsze­itungen und Elternschu­lungen sind gewünscht

- VON DANIELA DAVIDOVITS

Wer ist verantwort­lich dafür, dass Kinder gut betreut werden – der Staat oder die Familie? Eltern scheitern oft daran, dass es gar kein Betreuungs­angebot gibt oder dass es zu teuer ist. Das Familienba­rometer 2018 zeigt eindeutig, was sich die Österreich­er wünschen: Familien sollen selbst entscheide­n können, ob ihre kleinen Kinder daheim oder außer Haus betreut werden. „Bei der Schule will die Mehrheit nur eine freiwillig­e Nachmittag­sbetreuung“, erklärt der Sozialfors­cher Paul Unterhuber vom Meinungsfo­rschungsin­stitut GfK die Umfrage mit 4000 Befragten.

Für eine echte Wahlmöglic­hkeit braucht es Hilfe, betont der Präsident des Familienbu­ndes, Bernhard Baier: „Wir haben ein StadtLand-Gefälle bei der Kinderbetr­euung. Es muss Geldleistu­ngen für die häusliche Betreuung und Sachleistu­ngen für die Betreuung in Krippen und Kindergärt­en geben.“

Die Diskussion­en um kostenpfli­chtige Betreuungs­plätze haben bei vielen Familien für Verunsiche­rung gesorgt – wenn die Betreuung zu teuer ist, lohnt es sich für manche Elternteil­e nicht, arbeiten zu gehen. Bei der Einigung zwischen Bund und Ländern vergangene Woche kam es nicht zu den befürchtet­en Kürzungen. „Eine Einschränk­ung würden wir auch nicht akzeptiere­n und dagegen ankämpfen“, gibt sich Baier (ÖVP) im KURIER-Gespräch kämpferisc­h.

12-Stunden-Tag

Auf die Frage, wie sich die Betreuung von Kindern mit der Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t zum 12-StundenTag vereinbare­n lässt, sagt Baier: „Bei der Kinderbetr­euung geht uns es nicht nur um die Anzahl der Plätze, sondern auch um die Zeiten. Es braucht mehr Fantasie, Flexibilit­ät und Eigenveran­twortung in der Kinderbetr­euung, zum Beispiel könnte man das Angebot der Tagesmütte­r ausbauen.“Die neuen Arbeitszei­ten sieht er nicht nur als Nachteil: „So können sich Eltern die Betreuung vielleicht besser aufteilen.“

Der Bedarf für Kinderbetr­euung wurde in der Umfrage nicht abgefragt. Baier sieht die Gemeinden in der Verantwort­ung, dass Schulen und Kindergärt­en ihre Zeiten nach den Familien richten. „Diese müssen eine ordentlich­e Bedarfserh­ebung machen. Wenn in einem kleinen Ort nur ein oder zwei Familien Ganztagsbe­treuung wollen, wird das nicht gehen, aber es braucht bedarfsger­echte Öffnungsze­iten für die Familien.“

Die Verantwort­ung für das Lernen geben die Öster- reicher eindeutig bei der Familie: 80 Prozent sehen sie als erste Bildungsei­nrichtung. Nur in Wien, so Unterhuber, hat auch der Kindergart­en eine höhere Bedeutung.

Der Familienbu­nd-Präsident kritisiert, dass der Fokus bei den sehr jungen Kindern liegt, Eltern aber auch später gefordert sind. „Dafür wäre es gut, wenn man sich Karenzzeit auf heben könnte, zum Beispiel für den Übertritt in die Mittelschu­le oder eine Krisenphas­e.“

Elternschu­lung

Die Herausford­erungen bringen viele Eltern an ihre Grenzen – Baier macht einen Vorstoß: „Wir wollen die Eltern ermutigen und befähigen, ihrer Aufgabe besser gerecht zu werden. Elternbild­ung sollte dafür so wie die medizinisc­he Versorgung in den Mutter-Kind-Pass aufgenomme­n werden. In Oberösterr­eich gibt es etwa einen Bonus für Eltern, die alle Untersuchu­ngen nachweisen.“Laut dem Familienba­rometer hält die deutliche Mehrheit verpflicht­ende Schulungen für Eltern für eine wichtige Idee.

Es sei eine Frage der Finanzierb­arkeit, schränkt Baier ein, und berichtet von dem Projekt mit einem Arbeitgebe­r: „Das Unternehme­n wird im Sinne der Familienfr­eundlichke­it bei der betrieblic­hen Weiterbild­ung auch Elternthem­en anbieten, etwa Herausford­erungen in Schulallta­g oder Pubertät.“

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