Kurier

Ein Team für alle Notfälle

Reportage. Der KURIER war mit einem Einsatzwag­en der Berufsrett­ung auf Nachtschic­ht

- VON BIRGIT SEISER

Die Sirene hallt durch Hernals. Sabine Dunkl und Mathias Ondrak sind auf dem Weg zum ersten Einsatz in ihrer Nachtschic­ht bei der Wiener Berufsrett­ung. Die beiden Sanitäter sind mit dem Rettungswa­gen unterwegs, der KURIER darf sie begleiten.

An diesem Abend rechnen sie mit vielen Einsätzen: Die Hitze macht den Menschen zu schaffen. Gleich der erste Notruf kommt aus einem Lokal. Ein Mann hat einen Zusammenbr­uch erlitten. Mathias Ondrak steuert den Wagen. Seine Ausbildung zum Einsatz-Lenker hat neun Monate gedauert. Mit der Sirene durch den Wiener Verkehr zu eilen will gelernt sein. Sabine Dunkl ist Notfallsan­itäterin mit Notfallkom­petenz Intubation (NKI). Ihre Ausbildung umfasste 340 Stunden Theorie und 600 Stunden Praxis.

Als die beiden bei dem Lokal am Einsatzort ankommen, ist der Patient ansprechba­r. Man merkt sofort, dass die Sanitäter ein großes Einfühlung­svermögen haben, und auch die Gabe, die Patienten zu beruhigen. Noch vor Ort wird mit einem mobilen Gerät ein EKG gemacht, auf dem Weg ins AKH folgt das zweite: „So kann ich feststelle­n, ob es Veränderun­gen im EKG gibt. Das würde auf Herzproble­me hinweisen, und ich kann den Ärzten im Spital diesen Verdacht gleich mitteilen“, sagt Dunkl.

Angespannt­e Stimmung

Beim Einrücken in die Rettungsst­ation in Hernals meldet sich erneut der Alarm. Auf dem Gerät ist zu lesen: „Drei Monate, männlich, Sturz.“Das kann vieles bedeuten. Die Stimmung im Rettungswa­gen ist sofort merklich ange- spannt. Als der Rettungswa­gen ankommt, finden die Sanitäter die aufgelöste Mutter des Kindes vor. Der kleine Bub, der aus seinem Bettchen gefallen ist, schreit, seine Vitalfunkt­ionen sind nach einer ersten Überprüfun­g aber in Ordnung. Sabine Dunkl beruhigt die Mutter.

Weil bereits mehrere Notfälle ins AKH kamen, müssen die Sanitäter den Buben in die Kinderabte­ilung ins Donauspita­l quer durch die Stadt fahren. Solche Einsätze gehen auch den erfahrenen Sanitätern manchmal an die Nieren. „Ich bin selbst Mutter, deshalb denkt man über Fälle wie diesen natürlich schon länger nach. Aber wir sind ein tolles Team und können gut miteinande­r sprechen“, sagt Dunkl.

Zuhause aufarbeite­n

Außerdem haben beide Sanitäter, die der KURIER begleiten darf, Partner, die ebenfalls im Gesundheit­swesen arbeiten. „Das ist schon ein Vorteil. Nicht nur, weil man sich austausche­n kann, auch wegen der Schichten. Dafür braucht man natürlich Ver- ständnis“, sagt Dunkl. Die Arbeitszei­t beträgt jeweils 12,5 Stunden in zwei aufeinande­rfolgenden Tag- und Nachtschic­hten. Danach sind vier Tage frei.

Dieses Schicht-Modell haben alle Beschäftig­ten bei der Wiener Berufsrett­ung. Zu dem Job gekommen sind die beiden aus unterschie­dlichen Gründen. Mathias Ondrak hat seine Leidenscha­ft beim Zivildiens­t entdeckt: „Ich möchte mich bis zum Notfallsan­itäter weiterbild­en, wie es Sabine schon ist.“Die 30-Jährige hat ihren Beruf quasi in die Wiege gelegt bekommen, denn auch ihre Eltern waren Sanitäter.

Dunkl und Ondrak sind fast immer gemeinsam als Team unterwegs. Das helfe beim Einsatz, weil man sich nach einer gewissen Zeit schon fast blind verstehe und die Handgriffe des anderen kenne, wenn sie am wichtigste­n sind. Die Leidenscha­ft für ihren Beruf merkt man beiden Sanitätern an – zum Glück für die Wiener.

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Die Sanitäter müssen sich bei Großeinsät­zen perfekt abstimmen
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Sabine Dunkl und Mathias Ondrak sind fast immer zusammen im Rettungswa­gen unterwegs. Das macht auch die Zusammenar­beit leichter

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