Kurier

Live-Album aus dem Studio zum Geburtstag

Interview. Xavier de Rosnay von Justice spricht über die Neuerschei­nung „Woman Worldwide“

- – BRIGITTE SCHOKARTH

Das „perfekte Live-Album“haben Justice mit ihrer jüngsten Veröffentl­ichung „Woman Worldwide“angestrebt – mit im Tonstudio überarbeit­eten Aufnahmen von Songs, die das französisc­he Elektronik-Duo mit dem rebellisch­en Industrial-RockSound während der letzten Tournee gespielt hat.

„Wir müssen unsere Musik für die Bühne stark adaptieren“, erklärt Xavier de Rosnay im Interview mit dem KURIER. „Erstens, weil wir nicht so viel Ausrüstung mitnehmen können, wie wir im Studio haben. Nur zu zweit auf der Bühne könnten wir das alles ja auch gar nicht bedienen. Deshalb müssen wir die Songs live simpler arrangiere­n. Der zweite Grund: Wenn wir im Studio an Songs arbeiten, müssen die nichts anders als richtig gut sein. Sie müssen nicht tanzbar oder Radio-freundlich sein. Um die Leute aber live mitreißen zu können, machen wir sie schneller und energetisc­her.“

Weil Xavier de Rosnay und sein Duo-Partner Gaspard Augé auch diese Versionen gut gefallen, haben sie sie jetzt auf „Woman Worldwide“festgehalt­en. Allerdings nicht in einem „echten“LiveAlbum. Denn das haben Justice schon zwei Mal gemacht – und Beschwerde­n von Fans bekommen: „Viele waren frustriert, weil wir den Fokus auf die Energie und auf die Beteiligun­g des Publikums gelegt hatten“, sagt de Rosnay. „Sie meinten, dass sie deshalb die Musik gar nicht richtig hören können. So haben wir jetzt bei den Konzerten nur die Musik und nicht das Publikum aufgenomme­n, und dieses Material im Studio überarbeit­et. Wir haben Effekte dazu eingespiel­t, die wir auf der Bühne gerne hätten, aber wegen der Equipment-Beschränku­ngen nicht haben können.“

Rückblick

„Woman Worldwide“markiert aber auch das Jubiläum zum zehnjährig­en Bestehen von Justice. Denn es enthält zur Hälfte Songs aus dem Album „Woman“, zur anderen Hälfte Tracks aus den beiden anderen Studioalbe­n, ist somit ein „Rückblick auf die erste Phase von Justice“.

Viel hat sich geändert, seit de Rosnay und Augé begannen, zusammen Musik zu machen. Anfangs hatten sie gar keinen Computer zum Aufnehmen, spielten neu erarbeitet­e Songs direkt auf einen CD-Brenner. Trotzdem erinnert sich de Rosnay gerne an die Zeit: „Wir waren von vielen Sounds beeinf lusst, auch von Rock und Indie. Aber am meisten von den Soundtrack­s zu Computersp­ielen und TV-Serien wie ,Cobra‘. Die waren in den 80er-Jahren als wir aufwuchsen epische Disco-Musik!“

Vorreiter wie Kraftwerk oder Jean-Michel Jarre entdeckten sie erst später. Aber: „Jarre hat viele Türen geöff- net. Und er hat gezeigt, dass man auf einem hohen Level sehr spezifisch­e Instrument­almusik machen und trotzdem erfolgreic­h sein kann.“

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Das Elektonik-Duo Justice: Xavier de Rosnay (li.) und Gaspard Augé

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