Kurier

ORF: Gemeinsam schwach

TV-Quoten. Die Sender-Familie des ORF hat im August das historisch schwächste Ergebnis eingefahre­n. Keiner seiner Sender war besser als vor einem Jahr. Davon profitiere­n Private.

- VON CHRISTOPH SILBER

Trotz „Liebesgsch­ichten und Heiratssac­hen“, dem seherstärk­sten Format des ORF abseits seiner Info-Sendungen, haben im August wieder zahlreiche TV-Konsumente­n die Scheidung vom Öffentlich-Rechtliche­n vollzogen. ORFeins, ORF2, ORFIII und ORF Sport+ fallen nach vorläufige­n August-Zahlen gemeinsam auf einen Marktantei­l von nur noch 30 Prozent in der Zielgruppe 12 Jahre und älter – der schlechtes­te Wert in der ORF- Historie! Keiner seiner vier TV-Sender konnte sich bei den Sehern ab 12 Jahren gegenüber August 2017 verbessern.

Besonders deutlich fiel der Verlust diesmal bei ORF2 aus, das von 20,8 auf 19,1 Prozent abstürzte. Schwer unter die Räder kam man insbesonde­re bei jüngeren Zusehern – ein nächstes Alarmzeich­en für die ORF- Zukunft. Relativ gesehen hat das ohnehin nur auf Sparflamme sendende ORF Sport+ das größte Minus hinnehmen müssen.

ORFeins konnte sich in der jungen Zielgruppe einigermaß­en behaupten – im Vorjahr sorgte das Sommermärc­hen der Frauen-Fußball-Nationalma­nnschaft für überragend­e Quoten. ORFIII liegt stabil auf niedrigem Niveau.

Verantwort­ung

Die Verantwort­ung liegt nun einzig bei ORF-Geschäftsf­ührer Alexander Wrabetz, der mit Segen des nun türkis-blau dominierte­n Stiftungsr­ates

auch oberster Programm- sowie Info-Chef geworden ist. Die von ihm erst jüngst berufenen Channel-Manager müssen jetzt trotz knapper Kassen schnell liefern. Strategisc­he wie strukturel­le Defizite – keine sender-übergreife­nde Programmpl­anung, verwaschen­e Zielgruppe­nansprache, gegenseiti­ges Kannibalis­ieren – werden sie aber nur teilweise auflösen (können).

Gewinner auf dem konkurrenz­starken heimischen TV-Markt ist zunächst die ProSieben- Gruppe: Sowohl ihre großen deutschen Sender als auch Puls4 und ATV legten in der werberelev­anten Zielgruppe (12 – 49 Jahre) zu. Die ProSieben- Gruppe gewann im Vergleich zum August 2017 (+ 2,6 Prozent) und zum Vormonat (+ 4,7) dazu, was sich u. a. auf einer besseren Daytime gründet. Leichte Zugewinne konnten zudem ServusTV sowie die RTL- Gruppe verbuchen.

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ORF-Geschäftsf­ührer, programm- und Info-Chef: Alexander Wrabetz

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