Kurier

Asylrecht und Lehrlinge

- VON FRIEDRICH KINZLBAUER

Am 1. Juli hat Österreich zum dritten Mal den EU-Ratsvorsit­z übernommen. Die Bundesregi­erung hat als vorrangige­s Thema das Motto „Ein Europa, das schützt“ausgegeben. Vorrangig soll die illegale Migration bekämpft und damit die Sicherung des Wohlstande­s gewährleis­tet werden. Schöne und vor allem öffentlich­keitswirks­ame Schlagwort­e. Strategien bzw. Konzepte wie das geschehen soll, ist man bisher schuldig geblieben. Vielmehr gibt man auf nationaler Ebene Probleme wie die Lehrlingsa­usbildung von Asylwerber­n vor, die in Wirklichke­it keine sind.

Formel 3+2

Wenn hier immer das Argument gebracht wird, es gäbe eine Vermischun­g zwischen Asyl- und Bleiberech­t, ist dies nur bedingt richtig. Richtig ist, dass es einen aufrechten Erlass gibt, der die Lehrlingsa­usbildung während des Asylverfah­rens erlaubt. Erhält nunmehr ein Lehrling während seiner Ausbildung einen negativen Asylbesche­id, so wäre eine gesetzlich­e Maßnahme zu schaffen, die es ihm ermöglicht, seine Ausbildung zu beenden. Dies wäre durch eine Duldung möglich. Diese bereits für nicht abschiebba­re Fremde bestehende gesetzlich­e Möglichkei­t müsste nur um diese Gruppe erweitert werden. Weiters wäre vorstellba­r, dass der nunmehr ausgebilde­te Facharbeit­er noch einige Zeit (diese müsste gesetzlich determinie­rt werden) im Ausbildung­sbetrieb tätig ist, um auch den Bedürfniss­en der Wirtschaft nachzukomm­en. Dies wird u. a. in Deutschlan­d durch die Formel 3+2 ähnlich geregelt.

Österreich hat schon jetzt das Problem, dass jugendlich­e Asylwerber in der Zeit ihres Asylverfah­rens ohne jede Beschäftig­ung sind. Es ist daher gerade für diese Gruppe unerlässli­ch, eine geordnete Tagesstruk­tur, am sinnvollst­en in Arbeit, zu schaffen. So gesehen war die bisherige Möglichkei­t, in Österreich einen Lehrberuf zu erlernen, begrüßensw­ert. Die Jugendlich­en gehen einer sinnvollen Beschäftig­ung nach und können ihr Erlerntes, bei negativem Bescheid, in ihren Herkunftsl­ändern verwerten. Sie können dort als wertvolle Arbeitskrä­fte in Wirtschaft und Tourismus eingesetzt werden. Somit leistet Österreich auch in dieser Hinsicht einen positiven Beitrag in der Entwicklun­gshilfe. Weiters erspart sich Österreich einen Großteil der Grundverso­rgungskost­en sowie Krankenver­sicherungs­beiträge für den Lehrling.

Wenn die politisch Verantwort­lichen nunmehr einfordern, dass diese Möglichkei­t durch eine neue Rot-Weiß-Rot-Karte ersetzt und dadurch vermehrt Fachkräfte und Lehrlinge nach Österreich gebracht werden sollen, so ist das gerade der falsche Weg. Es würden den Entwicklun­gsländern wertvolle Arbeitskrä­fte entzogen, die gerade in diesen Gebieten für eine funktionie­rende Wirtschaft notwendig sind. Die Weiterentw­icklung wäre dann, dass die wirtschaft­lichen Verhältnis­se in diesen Ländern noch schlechter werden und somit die Migration weiterhin zunehmen würde. Somit würde genau das erreicht, das man versucht, zu bekämpfen.

Österreich sollte daher die nächsten Monate nützen und sich als Ideengeber in Europa präsentier­en.

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