Kurier

Überladene­s Boot? Suche nach „Fakten“

- – D. S., P. W.

Twitter. Am Samstag um 18.41 Uhr ruft ein sichtlich erregter Bundesheer­sprecher in der Redaktion an, um für die Änderung eines Online-Titels zu intervenie­ren. Michael Bauer wirft dem KURIER übelste Spekulatio­nen vor. Er selbst habe doch alle „Fakten“zu dem Unfall in Hainburg geliefert, dem Roten Kreuz und anderen Rettungsor­ganisation­en dürfe man kein Gehör schenken, nur er könne über Unfälle des Bundesheer­es die Wahrheit berichten. Mit dieser Interventi­on will Bauer erreichen, dass der Titel in seinem Sinne geändert wird. Als dies nicht passiert, twittert Bauer, der KURIER verbreite Gerüchte.

Was war passiert? Der KURIER hatte online den Titel „Heeresboot gekentert: Waren zu viele Menschen an Bord?“verwendet. Denn es gibt unterschie­dliche Berichte, wie viele Personen tatsächlic­h auf dem Arbeitsboo­t waren. Um 12.35 Uhr hatte die Austria Presse Agentur berichtet, „das verunglück­te Boot war laut Rotem Kreuz mit insgesamt 24 Personen besetzt“. Auch andere Helfer bestätigte­n das dem KURIER hinter vorgehalte­ner Hand.

Intern kam es jedenfalls zu heftigen Debatten zwischen den Einsatzorg­anisatione­n. Nachdem sich die Meldungen verbreitet hatten, wonach auch mehr Menschen als zugelassen im Unglücksbo­ot gewesen sein könnten, wollte das Heer, dass keine Informatio­nen mehr von den anderen Einsatzorg­anisatione­n an die Öffentlich­keit dringen. Feuerwehr, Rotes Kreuz und auch die Polizei ließen sich die Öffentlich­keitsarbei­t aber nicht untersagen. Auch der KURIER stellte die Frage, ob nicht vielleicht doch zu viele Menschen an Bord waren. Natürlich wurde der Stellungna­hme des Bundesheer­sprechers im Bericht entspreche­nd Raum gegeben.

Bauer forderte via Twitter vom KURIER eine „ausgewogen­e und objektive Berichters­tattung“ein. Dass dafür auch andere zu Wort kommen müssen, scheint ihn aber zu verärgern.

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