„Spielt Soros Kurz als Trumpf aus?“
Ungarische Medien. Gerade noch hofiert, jetzt Gegner: Sebastian Kurz
Bundeskanzler Sebastian Kurz wird nach seiner klaren Haltung für ein EU-Strafverfahren gegen Ungarns rechtsnationale Regierung in regierungsnahen ungarischen Medien verbal geprügelt. Über die Brandrede, die Premier Viktor Orbán am Dienstag in Straßburg gehalten hat, erfuhren Ungarns Bürger sehr unterschiedliche Ausschnitte der Realität. „Jene Zeitungen, TV- und Radiosender, die hundertprozentig unter Kontrolle der Regierung stehen, haben Orbán als Helden gezeichnet, als Verteidiger Ungarns und der ungarischen Nation, sagt der Politologe András Biró-Nagy dem KURIER. Und als solcher hatte sich Orbán auch vor den EU-Abgeordneten geriert.
Wer sich dem 58-Jährigen entgegenstellt, den zeichnen regierungsnahe Medien als Staatsfeind. Diese Erfahrung muss jetzt Kurz machen. „Noch bis vor zwei Tagen wurde Kurz als Wunderkind gepriesen; als Politiker, der einen klaren Migrationskurs fährt, der auch Premier Orbán unterstützt. Nachdem er sich für ein EUStrafverfahren gegen Ungarn ausgesprochen hat, schlägt die Bewunderung ins Gegenteil um: Jetzt wird er als Agent von George Soros gezeichnet – und das ist eine massive Attacke. Denn Soros ist in den Augen der Regierungsanhänger der Teufel selbst“, sagt Biró-Nagy, CoDirektor des ungarischen Thinktanks Policy Solutions.
Die Zeitung MaGyar Idök unterstellte Kurz am Dienstag, Helfershelfer des ungarischstämmigen US-Milliardärs zu sein: „Spielt Soros mit Kurz seinen letzten Trumpf aus?“Das Blatt verweist darauf, dass Kurz Mitglied des von Soros mitbegründeten Europäischen Rates für Außenbeziehungen ist. Die in London ansässige Denkfabrik wurde 2007 von 50 politischen Persönlichkeiten aus Europa begründet. Heute hat sie rund 270 Mitglieder, darunter aus Österreich ErsteBank-Chef Andreas Treichl, Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), Ex-Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) und der frühere SPÖ-Europapolitiker Hannes Swoboda.