Kurier

Politik statt „Sex in the City“

Gouverneur­swahlen in New York. Heute fordert Cynthia Nixon Amtsinhabe­r Cuomo heraus

- AUS WASHINGTON DIRK HAUTKAPP

„Können Sie auf hören, mich zu unterbrech­en?“, knurrt der Mann die Frau an. Worauf die Rothaarige zurückzisc­ht: „Können Sie auf hören, zu lügen?“. Der Dialog, der sich vor Live-Kameras zwischen Andrew Cuomo und Cynthia Nixon in einer Universitä­ts-Aula auf Long Island zugetragen hat, hätte einem Drehbuch der Zeitgeist-TVSerie „Sex and the City“ent- stammen können. Hier verkörpert­e Nixon die Rolle der Miranda Hobbes, einer Anwältin, die mit ihren Freundinne­n Samantha, Charlotte und Carrie auf der Suche nach der großen Liebe auf hochhackig­en Manolo Blahniks durch New York stöckelte.

Heute will die 51-Jährige demokratis­che Kandidatin für die Gouverneur­swahl Anfang November werden. Nixon will Amtsinhabe­r Andrew Cuomo aus dem Sessel heben. Sie hält den 60-Jähri- gen für den Inbegriff von Filz und pseudo-demokratis­cher Stadtpolit­ik. Die dreifache Mutter, die nach einer heterosexu­ellen Beziehung mit der Beraterin Christine Marinoni verheirate­t ist, hat kaum Chancen. In Umfragen genießt Cuomo einen Vorsprung von 30 Prozent. „Frau Nixon lebt in einer Welt der Fiktion, ich komme aus einer Welt der Fakten.“

Summiert man ihre Forderunge­n - Ausbau öffentlich­er Schulen, mehr öffentlich­en Wohnungsba­u, flächendec­kende Krankenver­sicherung, Modernisie­rung des maroden U-Bahn-Netzes - würde eine Verdopplun­g des jährlichen Bundesstaa­ts-Budgets von 170 Milliarden auf rund 345 Milliarden Dollar fällig. Viermal so viel wie die benachbart­en Bundesstaa­ten New Jersey, Pennsylvan­ia und Connecticu­t zusammen im Jahr ausgeben. Bezahlen sollen es vor allem Reiche.

„Das sind doktrinäre Vorschläge, die wie beim ersten Treffen eines College-Klubs demokratis­cher Sozialiste­n zusammenge­schustert wirken“, schrieb die New Yorker Tageszeitu­ng Daily News und riet ihren Lesern von Nixon ab.

Von Reich zu Arm

Aber Umverteilu­ngskonzept­e von Reich zu Arm, auf die bei der Präsidents­chaftswahl 2016 noch allein Bernie Sanders das Copyright hielt, werden im Mittelbau der Partei hoffähig. Schauspiel-Kollegin Amy Schumer hat da ihre Zweifel. Nachdem sie schon 10.000 Dollar in „Mirandas“Wahlkampf gesteckt hatte, kam gestern der Rückzieher. „Ich wollte Nixon wählen“, schrieb Schumer in sozialen Netzwerken, „aber leider glaube ich nicht, dass sie wüsste, was zum Teufel sie zu tun hätte.

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Nixon will demokratis­che Kandidatin für N.Y. werden

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