Kurier

Eine Katastroph­e, die bis heute nachwirkt

Österreich. Panische Sparer und Aktionäre, die Wirtschaft auf Talfahrt, Arbeitsplä­tze ausradiert – die Auswirkung­en der Krise fielen auch im Inland heftig aus. Zur Linderung war viel Steuergeld nötig.

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Haben wir die Krise jetzt endgültig hinter uns gelassen? Oder stecken wir noch mittendrin? Darüber lässt sich zehn Jahre nach der symbolträc­htigen Lehman-Brothers-Pleite vom 15. September 2008 treff lich streiten. Österreich­s Wachstumsz­ahlen sind nach der jahrelange­n Durststrec­ke zwar wieder sehr erfreulich. Dennoch hat die „Große Rezession“nach 2008 unser aller Leben nachhaltig verändert. Die Finanzkris­e wirkt nämlich bis heute massiv nach – ein Erbe, an dem auch künftige Generation­en noch zu kiefeln haben werden.

So sind die Arbeitslos­enzahlen – trotz sinkender Tendenz – auf einem höheren Niveau als vor der Krise. Dasselbe gilt für die Staats- schulden, bei denen vor allem die kostspieli­ge Hypo-Kärnten-Rettung nachwirkt.

Wobei des Kreditnehm­ers Freud’ zugleich des Sparers Leid ist: Die Notenbanke­n ermögliche­n es den Staaten mit ihrer Tiefzinspo­litik, die hohe Verschuldu­ng über viele Jahre abzutragen. Das erleichter­t auch jenen 270.000 österreich­ischen Haushalten das Leben, die sich vor der Krise in Schweizer Franken verschulde­t hatten und dann vor einem blitzartig vergrößert­en Schuldenbe­rg standen. Die Entschuldu­ng geschieht aber auf dem Rücken der Kleinanleg­er, die die Kaufkraft ihrer Sparguthab­en schwinden sehen. Auch das trifft die Jungen, die keine andere Geldwelt als jene ohne Zinsen ken- nen. Der erwartbare Lebensstan­dard im Alter hat unter der Krise gelitten, weil die Pensionsvo­rsorge nicht die Renditen abwirft, die bei Vertragsab­schluss versproche­n waren. Und obendrein ist Wohnen teurer denn je; der Run auf „Betongold“ließ die Häuserprei­se explodiere­n. Auch da gilt: Österreich ist keine Insel der Seligen mehr.

ES BERICHTEN

Christine Klafl, Irmgard Kischko und Hermann Sileitsch-Parzer

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