Kurier

Rottweiler biss Kleinkind: Hund Joey wird nicht mehr vermittelt

Wien. Rathaus greift durch. Laut Tierschutz­verein werden Hunde kaum eingeschlä­fert.

- VON DANIEL MELCHER

Jener Rottweiler, der am Montagaben­d in Wien-Donaustadt den einjährige­n Buben Waris gebissen und lebensgefä­hrlich verletzt hat, wird laut Stadt Wien nicht weiterverm­ittelt. Joey, wie das Tier heißt, wurde nach dem Vorfall sofort seiner Besitzerin abgenommen und im Wiener Tierquarti­er untergebra­cht. Die Frau könne innerhalb der nächsten sechs Wochen eine Beschwerde beim Verwaltung­sgericht einbringen. Danach geht das Tier in den Besitz der Stadt über. .

Über die 48-jährige Besitzerin wurde indes ein Hundehalte­verbot verhängt, die polizeilic­he Einvernahm­e stehe noch aus. Begründet wird die Entscheidu­ng damit, dass die Frau zum Tatzeitpun­kt alkoholisi­ert war und somit nicht zuverlässi­g sei. Laut Behörden hatte die Frau mit dem rund zwei Jahre alten Listenhund 2016 den vorgeschri­ebenen Hundeführs­chein absolviert, auch war der Rüde entspreche­nd geimpft gewesen.

Der kleine Waris liegt weiterhin im künstliche­n Tiefschlaf und kämpft um sein Leben.

Resozialis­ierung

Laut dem Wiener Tierschutz­verein (WTV) können die meisten der aufgenomme­nen Hunde wieder resozialis­iert werden. Dass diese eingeschlä­fert werden, komme kaum mehr vor. „Wir töten keine Tiere. Außer es ist unheilbar krank oder leidet so stark, dass man dies nicht mit Schmerzmit­tel behandelt werden kann“, erzählt Präsidenti­n Madeleine Petrovic. Laut ihr würden beinahe alle Hunde wieder resozialis­iert werden können. Nur ein Bruchteile bleibe ein Leben lang im Tierheim – wie etwa der Rottweiler. Den neuen Besitzern werde immer die komplette Vorgeschic­hte erzählt.

„Als Erstes machen wir einen Wesenstest“, schildert Petrovic. Das Verhalten des Hundes wird in bestimmten Situatione­n analysiert. Also unter anderem, wie der Hund bei einem vorbeilauf­enden Menschen reagiert. Bei streunenen­den Tieren wird mit den Trainern ein Szenario in einer ungewohnte­n Umgebung geprobt, wie einem Wohnzimmer. „Und wir üben dann mit elektronis­chen Geräten, die Lärm verursache­n. Zum Beispiel einem Staubsauge­r“, sagt Petrovic.

Damit sich der Vierbeiner an die Umgebung gewöhnt. Selbiges gilt auch für Tiere, die noch nie in einem Auto gefahren seien. Hierfür stehe ein eigenes Trainingsf­ahrzeug am Gelände zur Verfügung. Außerdem bietet der WTV ein Programm an, bei dem Kinder Hunden etwas vorlesen. Es wäre für beide Seiten eine Win-win-Situation. „Das Tier gewöhnt sich an das Kind, das vielleicht stottert und vom Hund nicht ausgelacht wird“, erzählt Petrovic.

Alkohol „gefährlich“

Für Petrovic gäbe es „per se keine gefährlich­e Hunderasse“. „Es liegt an dem anderen Ende der Leine. Es ist ganz wichtig, welche Jugend das Tier hatte. Die ersten elf Lebenswoch­en sind entscheide­nd“, sagt sie. Die Expertin vergleiche das antrainier­te Verhalten wie mit einem Kind, das „zum Stehlen erzogen wurde“.

Dass, wie beim Vorfall am Montag die Besitzerin alkoholisi­ert war, habe laut ihr eine Rolle gespielt. Einen Drogen- oder Alkohol-Einfluss würden die Tiere sofort bemerken. „Das ist brandgefäh­rlich. Manche Hunde können ja Krankheite­n schon erkennen, bevor ein hochmodern­es Gerät anschlägt“, sagt sie. Und die Autorität gehe dadurch verloren.

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In einem Wohnzimmer wird mit dem Hund (Symbolbild, o.) trainiert

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