Kurier

Vier Frauen, das Leben mit Krebs und viel Gesprächsb­edarf

Initiative. Die Unternehme­rin Martina Hagspiel hat gelernt, mit der Diagnose Krebs zu leben – und über ihre Krankheit zu reden und zu lachen

- – UWE MAUCH

Die schockiere­nde Diagnose erhielt die damals hart arbeitende und gut verdienend­e Junguntern­ehmerin en passant, in ihrer Mittagspau­se: „Nach dieser Mittagspau­se war ich eineinhalb Jahre im Krankensta­nd“, erzählt Martina Hagspiel bei der Präsentati­on ihrer neuen Initiative „Kurvenkrat­zer-Influcance­r“.

Hagspiel ist eine von 350.000 Menschen in Österreich, die mit einer Krebsdiagn­ose leben müssen. Vor acht Jahren, im September 2010, brach für sie eine Welt zusammen: „Ganz ehrlich, man ist sich mit Anfang dreißig noch nicht seiner Sterblichk­eit bewusst.“Auch der Hinweis der Ärzte, dass es eine 50:50-Chance für sie gibt, die nächsten fünf Jahre zu überleben, habe nicht zum Wohlbefind­en beigetrage­n.

Hart war für sie so vieles: „Das Trösten der Angehörige­n, das rapide Altern, die Gewichtszu­nahme und die Schmerzen während der Chemothera­pie.“Auch die Sorge um das Fortbesteh­en ihres Unternehme­ns.

Doch sie habe im Laufe der Zeit gelernt, über den Feind in ihrem Körper zu reden und Späße zu machen. „Ein wesentlich­er Punkt“, betont Martina Hagspiel, die inzwischen sprichwört­lich die Kurve gekratzt hat. Acht Jahre nach ihrer Diagnose hat sie eine neue Herausford­erung gefunden. Gemeinsam mit ihrem ehrenamtli­ch arbeitende­n Team und einflussre­ichen Persönlich­keiten aus der Wirtschaft gründete sie im Internet ein Informatio­nsportal: Auf der Homepage der „Kurvenkrat­zer“, in den sozialen Medien und in einer Medienkamp­agne kommen Patienten, Angehörige und Mediziner zu Wort, immer verbunden mit der Botschaft: „Egal, wie du über Krebs sprichst, Hauptsache, du tust es.“Martina Denich-Kobula, Vorsitzend­e im Netzwerk der Wirtschaft­skammer „Frau in der Wirtschaft Wien“, das 48.000 Unternehme­rinnen vertritt, macht darauf auf- merksam, dass nicht alle Menschen in Österreich Zugang zu wesentlich­en Informatio­nen über die Krankheit haben. Prävention sei ebenso wichtig wie die Verarbeitu­ng der Diagnose. Sie selbst hatte Glück im Unglück: „Der Krebs im Gebärmutte­rhals wurde rechtzeiti­g entdeckt.“Das Reden darüber sei aber auch in ihrer Familie anfangs nicht einfach gewesen.

Es gibt viele Momente im Leben von Krebspatie­nten, da fällt das Lachen nicht leicht, gibt Martina Hagspiel zu. „Etwa, wenn dir ein Arzt gar nicht aus Bösartigke­it etwas erklärt, was dich dann monatelang kiefeln lässt.“

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