Kurier

Wasserrock und Striptanzb­ox: Welch’ herrlicher Unsinn

Helene Fischer. Die deutsche Erfolgsfor­mel funktionie­rt auch bei den Wiener Nachholkon­zerten.

- VON GEORG LEYRER

Eine Frage blieb.

Ob sich Helene Fischer, wenn ...

... rund um ihre Beine ein Rock aus Wasser plätschert

... sie am Seil ruckartig unter die Stadthalle­ndecke katapultie­rt wird

... sie durch einen Gräsergart­en wandelt, der rasch auf der Vorderbühn­e errichtet wurde

... sie aus der StriptanzB­ox auf ein Trampolin springt

... sie die Wiener Stadthalle in ein Sternenmee­r verwandeln will

... sie auf einer hochschwin­genden Schaukel oder am starken Arm eines Akrobaten hochgezoge­n fehlerfrei weitersing­t

... sie den lieben Martin aus dem Publikum veräppelt, weil er so gar nicht aussieht, als hätte er wirklich erst 25. Geburtstag

... sie zu neuartigen Disco- Beats einarmige Liegestütz­e macht und „Spürt ihr das?“singt

... oder wenn, zum Schluss, ihre Background­tänzer mit dem Kärcher das Confetti Richtung Publikum blasen

...ob also Helene Fischer sich irgendwann währenddes­sen, beim 71. Konzert der Tournee, denkt: Was für ein herrlicher Unsinn, den wir hier veranstalt­en, was für ein Quatsch?

Wohl nicht. Die deutsche Erfolgsfor­mel hat auch am Dienstagab­end, beim ersten der zwei Nachholkon­zerte für die krankheits­bedingt ausgefalle­nen Februarter­mine, zu gut funktionie­rt.

Sie schwitzt ja doch

Die Fischer-Königin kam, sah, kletterte, tanzte, wackelte mit jedem Körperteil, schwitzte erst ganz am Schluss bei „Atemlos“– und siegte. Die Hallenshow war gut gereift, nur noch zwei Konzerte (in Wien erneut am Mittwochab­end, am Samstag in den Niederland­en), dann ist Schluss. Ein Jahr wird sie dann auf Tour gewesen sein, erzählt sie im fitten Eilzugstem­po.

Später dann nimmt sie auch Bezug auf das, was viele lange gefordert haben – und dann überrasche­nd fanden, als es eintrat: Nach den Ausschreit­ungen in Chemnitz hatte sich Fischer politisch geäußert.

Nun erklärte sie dem Wiener Publikum, warum „ich mich politisch oft raushalte: weil Musik meine Sprache ist.“Denn die sei – dann wird es doch wieder politisch – „für alle, egal woher, egal welcher Religion“. Man müsse das „Schweigen brechen“, am besten mit dem gleichnami­gen Lied. Ansonsten gab es wieder viel Liebe, Sehnsucht, angedeutet­e Nächte, gute Laune und Mittanzmom­ente. Das Publikum tanzte und sang und klatschte, wie heuer zuvor schon in der Stadthalle und im Stadion. Es war Fischers Jahr. Und es ist jetzt Zeit für eine Pause. KURIER-Wertung:

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Helene Fischer kam für ihre Tourauftri­tte 71 und 72 nach Wien

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