Ausgefeilter Sound im Techno-Club deplatziert
Kritik. Sophie Hunger in der Grellen Forelle
„Wie viele von euch würden sich wünschen, sie wären im Porgy & Bess?“Sophie Hunger steht auf der Bühne der Grellen Forelle – beim ersten von drei aufeinanderfolgenden Konzerten, die sie in Wien (letztmalig heute, Donnerstag, im Porgy & Bess) spielen wird. Ihre Frage ist berechtigt. Denn der TechnoClub mit einer riesigen Bar in der Mitte des Raumes macht die Konzentration auf den Fokus-Punkt Bühne schwer, ist somit keine passende Konzert-Location – speziell nicht für die vielschichtige Musik der Singer/Songwriterin.
In der Grellen Forelle beginnt Hunger zwar mit „She Makes President“, einem Song aus dem elektronischen Album „Molecules“, der mit bedrohlich hämmerndem Bass und schwebenden Synthie Sounds aufwartet. Doch schon bald zeigt sie, wie variantenreich ihr Sound ist. „Das Neue“torkelt bluesig dahin, „Shape“ist ein erst zartes, dann agitiertes Gitarrenstück und „There Is Still Pain Left“ist wunderbar melancholischer Elektro-Pop. Es gibt Jazziges genauso wie Passagen, die an Rap und Hip-Hop erinnern.
Möglich wird diese Vielfalt durch eine Band, bei der jeder drei oder vier Instru- mente spielt, darunter Flügelhorn und Bariton-Saxofon. Das – in Kombination mit Hungers wandelbarer Stimme – schafft eine Bandbreite an Gefühlen, die von fröhlich vorwärtstreibend über fiebrig erregt oder sentimental und traurig bis andächtig und glückselig reicht.
Ihr Publikum durch die Musik in einen Rauschzustand zu versetzen, hat sich die Schweizerin für die dreitägigen „Hunger“-Festspiele in Wien zum Ziel gesetzt. Damit will sie „das Leben, das manchmal ziemlich blöd sein kann, übertreffen“. In der Grellen Forelle gelang ihr das punktweise gut. „Coucou“und „Z’Lied vor Freiheitsstatue“waren perfekt, um sich von der Energie, die Hunger verbreitet, davontragen zu lassen. Leider durchdrang sie wegen der örtlichen Gegebenheiten nur selten den ganzen Raum. KURIER-Wertung: