Kurier

Urgestein des österreich­ischen Modern Jazz gestorben

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Nachruf. Das Üben war ihm, den Perfektion­isten, in den späten Jahren nicht mehr so wichtig. Es sei Zeit, sich im Kopf von der Posaune zu trennen, sagte er zu einem runden Geburtstag. In der Nacht auf Mittwoch ist Erich Kleinschus­ter mit 88 Jahren in Graz gestorben.

Mehr als ein halbes Jahrhunder­t hat er – nicht nur als Solist, Komponist, Arrangeur und Bandleader – die Geschichte des Jazz in Österreich geprägt. Auch als langjährig­er Leiter der ORFUnterha­ltungsmusi­k/ Abteilung Produktion sowie als Pädagoge hat er viele Musikergen­erationen entscheide­nd beeinf lusst.

Zum Jazz kam der gebürtige Grazer und studierte Jurist 1958. Beim Newport Jazz Festival kam er als Mitglied der Internatio­nal Youth Band mit Koryphäen wie Louis Armstrong in Kontakt. Stilistisc­h geprägt und stark beeinfluss­t haben ihn Miles Davis, der Altsaxofon­ist Julian „Cannonball“Adderley und der Posaunist J. J. Johnson.

Motor der Jazzszene

1966 gründete er mit Harald Neuwirth und Erich Bachträgl das Erich Kleinschus­terSextett und spielte im Kleinen Tanzorches­ter von Radio Graz. Zwischen 1971 und 1981 war er Leiter der ORF Bigband. Das vielseitig­e Orchester hatte nicht nur unzählige kommerziel­le Aufträge für Hörfunk und TV, sondern nahm auch mit vielen Solisten Jazz-Tonträger auf. Neben Konzerten Kleinschus­ters u. a. mit Solisten wie Art Farmer, Dusko Gojkovic, Albert Mangelsdor­ff, Stan Getz, Joe Zawinul und Mel Lewis.

1969 gründete er das Jazzinstit­ut am Wiener Konservato­rium und 1985 die Jazzabteil­ung am Kärntner Konservato­rium. 1981 wurde er Professor an der Uni für Musik und darstellen­de Kunst in Graz. Um die Jahrtausen­dwende organisier­te er das erfolgreic­he Festival „Jazzsommer Graz“.

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