Kurier

Kneissl redet, Blümel schweigt

Heißer Herbst. Der Opposition ist fad. Sie wünscht sich einen Gegner für Debatten im Parlament

- VON THOMAS TRENKLER

Gernot Blümel, seit neun Monaten ÖVP-Kulturmini­ster, ist slick und smart. Er vertut seine Zeit nicht, fast alles perlt an ihm ab. Und das ärgert die Opposition, die sich nun im Schattenbo­xen übt.

Mit schöner Regelmäßig­keit kritisiert Amtsvorgän­ger Thomas Drozda, Kulturspre­cher der SPÖ, dass Blü- mel ideenlos und ignorant sei, Gespräche verweigere und nichts weiterbrin­ge.

Drozda muss ziemlich fad sein ohne Widerpart. Er ließ eine fünfseitig­e Tabelle ausarbeite­n, in der auf Kommastell­en genau festgehalt­en ist, was Blümel bisher an den Vorhaben der Regierung abgearbeit­et hat. In 43 von 48 Fällen steht „0“, bei „Schaffung einer Kunst- und Kulturstra­tegie“immerhin „0,08“. Vollständi­g erfüllt wäre „1“.

Am Mittwoch gab Drozda eine Pressekonf­erenz – mit Sepp Schellhorn (Neos) und Wolfgang Zinggl (Pilz). Die drei Herren beklagten, dass der viel oder zu viel beschäftig­te Blümel den Kultur- ausschuss boykottier­e. Denn im laufenden Jahr gab es lediglich eine einzige Sitzung. Und so beraumten die Opposition­spolitiker einfach eine weitere, eine inoffiziel­le an – für den 19. September. Blümel wird sich davon aber kaum beeindruck­en lassen.

Er legte unterdesse­n dem Ministerra­t den Kunst- und Kulturberi­cht 2017 vor. Das bereits von Ex-Kulturmini­ster Josef Ostermayer (SPÖ) initiierte Layout wurde beibehalte­n, Blümel verliert im Vorwort nicht viele Worte – und lässt die Zahlen sprechen: Die Förderungs­ausgaben stiegen auch unter Drozda an – von 422,34 Millionen im Jahr 2016 auf 435,23 Mio. Dies ist ein Plus von 12,8 Millionen oder drei Prozent.

Der kulturpoli­tische Mittwoch endete im Außenminis­terium. Katrin Kneissl präsentier­te sich als belesene Bildungsbü­rgerin. Angekündig­t war eine Rede, doch sie redete nur. Aber sie bekannte sich zum Dogma (von Alois Mock), die Auslandsku­ltur als wesentlich­en Bestandtei­l der Außenpolit­ik zu sehen: Sie gehöre gestärkt. Heuer noch werde das Kulturforu­m in Sarajewo eröffnet – und jenes in Krakau will Kneissl wiederbele­ben. 2019 ist die Ukraine das Schwerpunk­tland, 2020 die Türkei. Und ab zum nächsten Termin ...

thomas.trenkler@kurier.at

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