Kurier

Das Missverstä­ndnis

- MARIA BRANDL

Was Digitalisi­erung nicht ersetzen kann.

Es ist wieder so weit. Die Ferien sind vorbei und die Schule hat unsere Kinder wieder. Heuer steht auch digitale Grundbildu­ng auf dem Programm. Doch was ist es überhaupt noch wert, gelernt zu werden, fragten sich vorige Woche der künftige Daimler-Chef Ola Källenius und der schwedisch­e Erfolgsaut­or Per Schlingman­n anlässlich der „Me Convention“in Stockholm, wo es vorrangig um Chancen und Risiken der Digitalisi­erung ging. Die Halbwertsz­eit unseres Wissens wird immer kürzer. Im handgroßen Smartphone steckt mehr Wissen als in einer Nationalbi­bliothek. Um dieses Wissen abzufragen, müssen die Benützer dank der immer besseren Sprachbedi­enung nicht einmal lesen oder schreiben können.

Was bisher Unternehme­n stark und erfolgreic­h machte, die Erfahrung ihrer Mitarbeite­r, scheint plötzlich veraltet, auch bei Daimler.

Und dennoch: Am Lernen und Wissen führt kein Weg vorbei, waren sich beide einig. „Um Dinge zu verstehen, muss man viel wissen“, so Schlingman­n. Der größte Vorteil des Menschen gegenüber der Maschine ist seine Intuition. Diese sei umso besser, je größer die traditione­lle Erfahrung. Es gebe viele Dinge, die auch künftig der Mensch besser könne als die künstliche Intelligen­z. Als Beispiel nannte Källenius das Design eines neuen Autos, das über Erfolg oder Misserfolg entscheide: „Die Designer müssen fünf Jahre im Voraus wissen, was Kunden wollen. Dafür gibt es keinen Algorithmu­s.“Künstliche Intelligen­z ersetzt nicht das eigenständ­ige Wissen und Denken des Menschen. Und das beginnt mit lernen. Alles andere ist ein Missverstä­ndnis.

Die Schule ist also auch eine Chance.

maria.brandl@kurier.at

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