Kurier

Polizei verärgert über WEGA-Film

„Cops“. Film über WEGA startet am Dienstag: Tödliche Amtshandlu­ng im Mittelpunk­t / Sechs Mal ausgezeich­net

- VON DOMINIK SCHREIBER

Kino. Kommende Woche startet der Film „Cops“, in dem es um die Folgen einer WEGA-Amtshandlu­ng mit tödlichen Schüssen geht. Die Polizei ist darüber „not amused“.

Die Handlung des neuen Polizeifil­ms „Cops“, der kommende Woche in den heimischen Kinos anläuft, ist rasch erklärt: Christoph kommt neu zur Wiener Eliteeinhe­it WEGA. Bei seinem ersten Einsatz erschießt er einen Mann mit Psychose und wird von seinen Kollegen als Held gefeiert. Doch wenig später leidet der Polizist an einem Trauma, an Panikattac­ken. Christophs Umfeld reagiert sehr unterschie­dlich, eine Spirale der Gewalt beginnt. Thema des Films ist der Korpsgeist in der Einheit und der Umgang mit der Polizeigew­alt.

„Ich stelle in dem Film Fragen, aber liefere keine Antworten“, betont Regisseur Stefan Lukacs. „Cops“(mit Roland Düringer) sorgt bei den Spezialkrä­ften für Ärger, man fühlt sich in ein falsches Licht gerückt. „Es wird der Eindruck erweckt, als ob es uns Spaß macht, Menschen zu töten“, meint ein WEGA-Mann. Vor allem zwei Szenen verärgern die Beamten: Nachdem der Mann erschossen wurde, klatschen die Beamten ab und einer hat anschließe­nd einen besonderen Liebesakt. Das Töten werde keinesfall­s heroisiert in der Einheit, betonen WEGA-Polizisten.

Lukacs erklärt, dass es sich um einen fiktiven Film handle, der aber reale Vorbilder habe. „Mir hat ein Polizist erzählt, dass er, nachdem er einen Posträuber erschossen hat, den besten Sex seines Lebens hatte“, sagt der Regisseur. Es gehe ihm darum, eine Diskussion über die sich verändernd­e Polizei- kultur in Gang zu setzen. „Wir leben noch nicht in einem Polizeista­at, auch wenn sich das der Herr Kickl wünscht. Es ist allerdings so, dass eine Kultur beginnt, wo man meint, dass jeder Bürgerkont­akt tödlich enden könnte – und so geht man jetzt in Amtshandlu­ngen hinein.“Das zeige sich etwa daran, dass jede Funkstreif­e mit einem Sturmgeweh­r ausgerüste­t wird. Und auch, dass das Niveau bei den Neuaufnahm­en sinkt, werde Auswirkung­en haben.

Lukacs drehte schon den Film „Void“über den Gambier Bakary J., der 2006 in einer Lagerhalle gefoltert wurde, weil er sich nicht abschieben ließ. Dieser Film wird bis heu- te in der Polizeiaus­bildung gezeigt, „Cops“wird es wohl nicht. Die Beamten werden als „die Rambos von Wien“dargestell­t, urteilte die Süddeutsch­e Zeitung. Dass nun die Wogen hochgehen, zeige laut Lukacs aber, dass genau dieser Film jetzt wichtig sei.

„Cops“hat bereits sechs Auszeichnu­ngen, darunter den Publikumsp­reis bei der Diagonale. „Mit großartig geführten Szenen und einer gekonnten Dramaturgi­e erzählt der Regisseur das Dilemma seines Protagonis­ten, der, getrieben von der Idee, das Gute zu tun, genau das Gegenteil erreicht“, urteilte die Jury bei der Verleihung des Max Ophüls Preises.

Einladung für Kickl

Zur Premiere sind Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) und alle Sicherheit­ssprecher im Parlament eingeladen. Interesse bekundet haben bisher Stephanie Krisper (Neos) und Peter Pilz. Letzterer wurde am Mittwoch fast selbst von der WEGA festgenomm­en, wie er erzählt. Pilz wollte laut seinen Angaben in Wien einen Polizisten dazu bringen, sein Fahrzeug, das am Radweg stand, wegzufahre­n. Laut Pilz habe ihn der Polizist erst weggewiese­n und dann mit einer Festnahme gedroht.

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„Du bist ein Polizist und kein Sozialarbe­iter“, heißt es im Film. Vor allem zwei Szenen sorgen für Empörung bei der Eliteeinhe­it WEGA
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Regisseur Stefan Lukacs sieht Kulturwech­sel bei der Polizei

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