Kurier

Ein Russe warnt Rapid vor Spartak

Europa League. Rapid trifft morgen auf Spartak Moskau. Eine Familie weiß besonders gut Bescheid.

- VON ALEXANDER HUBER

Fußball-Schlager. Sergei Schawlo war der zweite russische Legionär in Wien. Jetzt arbeitet er für den Europacup-Gegner.

Sergei Schawlo senior ist einer der wenigen Menschen, die Rapid und Spartak Moskau aus nächster Nähe kennen. Der 62-jährige Russe spielte in den 1980er-Jahren für den ersten EuropaLeag­ue-Gegner von Rapid (Donnerstag, 18.55 Uhr) und danach in Hütteldorf. „Spartak ist wie Rapid – nur größer“, erklärt der 19-fache Teamspiele­r der Sowjetunio­n im KURIER-Gespräch in überrasche­nd gutem Deutsch.

„Diese Sprache muss man lernen, das habe ich getan. Jetzt gibt es regelmäßig­e Wien-Besuche“, erzählt der frühere Mittelfeld­spieler. Der Grund ist die Familie: Sergej (der Vater nennt sich Sergei) Schawlo junior startete als Nachwuchss­türmer bei Rapid. Der Vater trainierte die Talente Ivanschitz und Kulovits. Der Junior blieb auch in Wien, als der Vater in Moskau Spartaks Sportdirek­tor wurde, jetzt ist er selbst Vater von Zwillingen.

„Ich komme noch gerne zu Rapid und bin für die Termine mit Spartak Dolmetsche­r “, erzählt der 38-Jährige mit einem Timbre, das nicht einmal in Spurenelem­enten Russisch erahnen lässt. Der Unternehme­r ließ das Kicken sein, ist im Immobilien-Bereich erfolgreic­h, kann zweisprach­ig Deals abschließe­n.

Erlaubnis von oben

Dass sein Vater wechselte, war eine Sensation. „Ich war einer der ersten Teamspiele­r, die von Gorbatscho­w die Erlaubnis für einen Auslandstr­ansfer erhielten“, erinnert sich der Senior. „Meister, Supercupsi­eger und Stadthalle­n-Sieger 1988“, listet er die Erfolge stolz auf. Trotzdem folgte nach nur einer kompletten Saison der Wechsel zum FavAC. „Eine schöne Zeit. Aber wir hatten vier Legionäre, nur drei waren im Spiel erlaubt.“Mit vielen ExKollegen hält Schawlo Kontakt: „Feurer, Hrstic, Brauneder, Lainer, Weinhofer, Konsel – ich freue mich, wenn ich sie wiedersehe.“

Und das in offizielle­r Mission. „Ich bin der Funki Feurer von Spartak“, scherzt der Senior. Was damit gemeint ist? Herbert „Funki“Feurer betreut die „Rapid-Legenden“mit Einsatz und Schmäh. In Moskau wurde das Konzept von Schawlo übernommen. „Zusätzlich haben wir einen Fonds gegründet: Wenn Ex-Spieler oder der Nachwuchs Unterstütz­ung oder ärztliche Betreuung brau- chen, finanziere­n wir das.“

Geld hat Spartak definitiv mehr als Rapid: „Unsere Spieler sind nicht vergleichb­ar mit dem Rapid-Kader. Quincy Promes wurde im Sommer um 20 Millionen Euro zu Sevilla verkauft. Aber: Rapid hat Charakter. Das wurde im Europacup oft bewiesen. Damals gegen Dresden, jetzt im Play-off.“Außerdem sind mit Gigot und Kutepow zwei Innenverte­idiger verletzt. Am Sonntag gewann Grozny mit TrainerRüc­kkehrer Rachimow überrasche­nd 2:1 beim Dritten.

Egal, wie das Spiel ausgeht – die Parallelen bleiben für Schawlo senior bestehen: „Geliebt vom Volk, ruhmreiche Geschichte, aber zuletzt nicht so viele Erfolge, wie die Fans erwarten. Das ist Spartak – und Rapid.“

 ??  ?? Rapid 1987: Sergei Schawlo (M.) und Gerald Willfurth
Rapid 1987: Sergei Schawlo (M.) und Gerald Willfurth
 ??  ?? Familienba­nde: Opa Sergei Schawlo mit seinen Zwillingse­nkeln (li.), seiner Familie und Sohn Sergej (re.)
Familienba­nde: Opa Sergei Schawlo mit seinen Zwillingse­nkeln (li.), seiner Familie und Sohn Sergej (re.)
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria