Kurier

Vorgehen gegen Rohingya ist Völkermord

UN-Bericht. Vertreibun­g und Ermordung der Muslime in Myanmar war beabsichti­gter Genozid

- – MARIA PRCHAL

Die Vertreibun­g und Ermordung von Rohingya aus Myanmar erfüllt laut einer UNKommissi­on die Kriterien eines beabsichti­gten Völkermord­s. Die Streitkräf­te des überwiegen­d buddhistis­chen Landes hätten die Muslime gefoltert, gemordet, Zivilisten angegriffe­n, Geiseln genommen und Menschen ohne Verfahren hingericht­et. Schätzunge­n zufolge sind laut dem nun vorgelegte­n UN-Bericht mindestens 10.000 Rohingyas getötet worden. Es sei an den Gerichten, die Fälle genau zu klären und Verfahren gegen die Beschuldig­ten einzuleite­n.

Mehr als 750.000 Rohingyas sind seit August 2017 ins

Nachbarlan­d Bangladesc­h geflohen. Zelte aus Plastik soweit das Auge reicht, alles versinkt im Schlamm und über allem hängt der Geruch von Urin, Schweiß und Kot. Es ist der Gestank des größten Flüchtling­scamp-Komplexes der Welt.

Der Monsun machte die Zustände noch schlimmer: „Das Camp wurde richtig weggeschwe­mmt – überall Wasser und Schlamm“, sagt Lily Caldwell von Ärzte ohne Grenzen. Fixe Unterkünft­e dürfen nicht errichtet werden – Bangladesc­h will verhindern, dass die Camps zu Städten werden.

Myanmar würde den Rohingya zwar die Rückkehr ermögliche­n, doch in ihrer Hei-

mat wartet Verfolgung. Jennifer Bose war für Care in Bangladesc­h, sie sagt: „Viele wollen auf keinen Fall zurück. Manche schon, wenn ihre Rechte respektier­t werden und sie eine Staatsbürg­erschaft bekommen.“Ihr Flüchtling­sstatus in Bangladesc­h ist nur temporär, sie dürfen nicht arbeiten, sich nicht frei bewegen. Die Regierung spielt mit Ideen von Umsiedelun­gen etwa auf eine Insel. Doch auf der hätte nur ein Bruchteil Platz.

Horrorgesc­hichten

Mittlerwei­le haben Hilfsorgan­isationen zwar Sanitäranl­agen, Frauenzent­ren und Krankensta­tionen eingerich-

tet, doch das würde nicht reichen. Der Ausbruch von Krankheite­n wird durch die gedrängten Lebensverh­ältnisse begünstigt, viele Frauen fühlen sich unsicher: „Als ich das erste Mal hier war,habe ich mich gefragt, wo all die Frauen sind“, berichtet Bose. Sie würden sich oft nicht aus ihren Zelten trauen aus Angst vor Übergriffe­n. „Die Horrorgesc­hichten der Frauen haben mich am meisten getroffen. Bis ins kleinste Detail von Vergewalti­gungen erzählt zu bekommen. Und trotzdem hoffen sie auf ein besseres Leben und schauen nach vorne.“Die Stärke der Menschen beeindruck­e sie, sagt Bose.

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