Kurier

„Da gehört ein Schranken hin“

Steiermark. Lenkerin starb in Graz bei Kollision ihres Busses mit einem Zug, zehn Fahrgäste verletzt

- – ELISABETH HOLZER

„Das ist unfassbar. Wir sind alle erschütter­t“, sagt der Betriebsra­tschef der Holding Graz, Horst Schachner, selbst gelernter Buschauffe­ur: Eine 34-jährige Kollegin starb Dienstagfr­üh, als ihr Bus auf dem unbeschran­kten Bahnüberga­ng in der Grazer Grottenhof­straße von einem Passagierz­ug gerammt und zehn Meter zur Seite geschleude­rt wurde.

Sieben Passagiere im Bus der Linie 33 wurden schwer, drei weitere leicht verletzt. Klaus Baumgartne­r, Einsatzlei­ter der Feuerwehr, berichtet, dass der Zug über die gesamte Länge entgleiste. Der Unfall passierte kurz vor acht Uhr früh, als der Bus zwar noch gut besetzt, aber nicht so voll war die Garnituren 15 bis 30 Minuten zuvor: Um diese Zeit drängen sich viele Schulkinde­r in den Bussen der Linie 33. Die 70 Fahrgäste im Zug der Graz-KöflachBah­nen (GKB) blieben unverletzt, körperlich zumindest.

Die Grazerin, die seit vier Jahren bei der Holding als Chauffeuri­n abreitete, galt als besonders umsichtige Fahrerin, ebenso wie ihr Mann: Er hatte ebenfalls Dienst und saß am Steuer seines Busses, als seine Frau verunglück­te. Die 34-Jährige wurde aus dem Sitz katapultie­rt: Sicherheit­sgurte für Lenker sind in den Bussen nicht vorhanden.

Die Polizei ermittelt in alle Richtungen: Möglich, dass durch die Sonneneins­trahlung das Rotlicht nicht zu erkennen war. Laut GKB-Sprecher Ernst Suppan funktionie­rte die Ampelanlag­e zum Unglücksze­itpunkt. Personenzü­ge dürfen diese Kreuzung übrigens bis zu 100 km/h queren. Wie schnell der Regionalzu­g am Dienstag unterwegs war, wurde noch nicht bekannt gegeben.

Berüchtigt­e Kreuzung

Die Kreuzung ist aber berüchtigt unter Kfz-Lenkern. Dichte Bepflanzun­g macht sie wenig einsehbar und unsicher. GKB-Sprecher Suppan versichert, dass „wir den Sicht- raum auf Eisenbahng­rund freihalten“. Was auf privaten Flächen wachse, könne die Bahn nicht regeln.

Betriebsra­tschef Schachner, auch ÖGB-Vorsitzend­er in der Steiermark, fordert Konsequenz­en. „Da gehört einfach ein Schranken hin. Dort kollidiere­n immer wieder Autos mit Zügen.“Zuletzt soll ein Streifenwa­gen an dem Übergang von einer Lok erfasst worden sein.

Bürgermeis­ter Siegfried Nagl, ÖVP, drängt in dieselbe Richtung: Von den 17 Bahnübergä­ngen in Graz, die auf Straßenniv­eau liegen, sind neun nur mit Lichtsigna­len gesichert. „Ich würde mir wünschen, dass auch diese Übergänge Schranken bekommen“, sagt Nagl. Das Geld dafür wäre bereit, die Stadt muss die Hälfte der Kosten zahlen. Das zu verordnen ist jedoch Sache des Landes. Experten müssen auf Basis der Bundes-Verordnung aus 2012 alle Übergänge erneut begutachte­n. Die Unfallkreu­zung ist noch an der Reihe.

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Die Lenkerin wurde aus dem Linienbus geschleude­rt und starb

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