Der Mann, der für seinen Glauben in den Tod ging
Franz Jägerstätter. Ein Held schreibt Geschichte
Über ihn wurden Bücher geschrieben und Filme gedreht, man hat Franz Jägerstätter selig gesprochen und als Held verehrt. Doch so viel Aufmerksamkeit wie in den vergangenen Tagen hat der Bauer aus Oberösterreich selten erfahren. Der Grund: Ein FP-naher Jurist zog seine Bewerbung um den Posten als Richter im Bundesverwaltungsgerichtshof zurück, weil er Jägerstätter einst als „Verräter“bezeichnet hat.
Ursprünglich hat Jägerstätter – im Sinne der katholischen Kirche – gar nicht wie ein „Seliger“oder gar „Heiliger“gelebt, wurde er doch mit 26 Jahren Vater einer unehelichen Tochter. Die Mutter des Kindes war eine Magd aus der Nachbarschaft, die er später um Verzeihung bat.
In großer Armut
Jägerstätter selbst war am 20. Mai 1907 in St. Radegund bei Braunau unehelich zur Welt gekommen, weil seine Eltern Rosalia Huber und Franz Bachmeier, eine Magd und ein Knecht, so arm waren, dass sie nicht heiraten konnten. Franz wuchs bei seiner Großmutter auf, die bei ihm die Grundlagen seines späteren Glaubens legte. Als Franz zehn Jahre alt war, heiratete seine Mutter den Bauern Heinrich Jägerstätter, der das Kind adoptierte.
1935 heiratet Franz Jägerstätter die Bauerntochter Franziska Schwaninger, die ihm drei weitere Töchter schenkt. Die Ehe wird zum Wendepunkt in Jägerstätters bisher eher flatterhaftem Leben. Er studiert die Bibel und geht ganz in der Religion auf.
Hitler lehnt Jägerstätter von Anfang an ab. Nationalso- zialismus und Christentum sind für ihn unvereinbar. Zur Wehrmacht einberufen, meldet er sich 1943 bei seiner Kompanie in Enns und erklärt, „auf Grund seiner religiösen Einstellung den Wehrdienst mit der Waffe abzulehnen,... er könne nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein..., man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen; auf Grund des Gebotes „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst, dürfe er nicht mit der Waffe kämpfen. Er sei aber bereit, als Sanitätssoldat Dienst zu leisten.“(Aus der Begründung des Reichskriegsgerichtsurteils vom 6. Juli 1943).
Die Hinrichtung
Franz Jägerstätter wird in Berlin-Tegel wegen „Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte“verurteilt. Er wird nach Brandenburg-Havel gebracht, wo man den 36-Jährigen am
9. August 1943 enthauptet. 54 Jahre nach seiner Hinrichtung wird das Todesurteil gegen Jägerstätter vom Landgericht Berlin aufgehoben, am
26. Oktober 2007 erfolgt nach der Verlesung durch Papst Benedikt XVI. im Linzer Mariendom die Seligsprechung.
Franziska Jägerstätter hat ihren Mann um 70 Jahre überlebt! Sie hat seine Entscheidung mitgetragen und immer verteidigt – wissend, dass sie als Witwe eines „Wehrkraftzersetzers“gesellschaftlich geächtet würde und ihre drei Töchter alleine aufziehen musste. Die Witwe starb 2013 im Alter von 100 Jahren.
georg.markus@kurier.at