Kurier

Der Mann, der für seinen Glauben in den Tod ging

Franz Jägerstätt­er. Ein Held schreibt Geschichte

- VON GEORG MARKUS

Über ihn wurden Bücher geschriebe­n und Filme gedreht, man hat Franz Jägerstätt­er selig gesprochen und als Held verehrt. Doch so viel Aufmerksam­keit wie in den vergangene­n Tagen hat der Bauer aus Oberösterr­eich selten erfahren. Der Grund: Ein FP-naher Jurist zog seine Bewerbung um den Posten als Richter im Bundesverw­altungsger­ichtshof zurück, weil er Jägerstätt­er einst als „Verräter“bezeichnet hat.

Ursprüngli­ch hat Jägerstätt­er – im Sinne der katholisch­en Kirche – gar nicht wie ein „Seliger“oder gar „Heiliger“gelebt, wurde er doch mit 26 Jahren Vater einer uneheliche­n Tochter. Die Mutter des Kindes war eine Magd aus der Nachbarsch­aft, die er später um Verzeihung bat.

In großer Armut

Jägerstätt­er selbst war am 20. Mai 1907 in St. Radegund bei Braunau unehelich zur Welt gekommen, weil seine Eltern Rosalia Huber und Franz Bachmeier, eine Magd und ein Knecht, so arm waren, dass sie nicht heiraten konnten. Franz wuchs bei seiner Großmutter auf, die bei ihm die Grundlagen seines späteren Glaubens legte. Als Franz zehn Jahre alt war, heiratete seine Mutter den Bauern Heinrich Jägerstätt­er, der das Kind adoptierte.

1935 heiratet Franz Jägerstätt­er die Bauerntoch­ter Franziska Schwaninge­r, die ihm drei weitere Töchter schenkt. Die Ehe wird zum Wendepunkt in Jägerstätt­ers bisher eher flatterhaf­tem Leben. Er studiert die Bibel und geht ganz in der Religion auf.

Hitler lehnt Jägerstätt­er von Anfang an ab. Nationalso- zialismus und Christentu­m sind für ihn unvereinba­r. Zur Wehrmacht einberufen, meldet er sich 1943 bei seiner Kompanie in Enns und erklärt, „auf Grund seiner religiösen Einstellun­g den Wehrdienst mit der Waffe abzulehnen,... er könne nicht gleichzeit­ig Nationalso­zialist und Katholik sein..., man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen; auf Grund des Gebotes „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst, dürfe er nicht mit der Waffe kämpfen. Er sei aber bereit, als Sanitätsso­ldat Dienst zu leisten.“(Aus der Begründung des Reichskrie­gsgerichts­urteils vom 6. Juli 1943).

Die Hinrichtun­g

Franz Jägerstätt­er wird in Berlin-Tegel wegen „Wehrkraftz­ersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdig­keit und der bürgerlich­en Ehrenrecht­e“verurteilt. Er wird nach Brandenbur­g-Havel gebracht, wo man den 36-Jährigen am

9. August 1943 enthauptet. 54 Jahre nach seiner Hinrichtun­g wird das Todesurtei­l gegen Jägerstätt­er vom Landgerich­t Berlin aufgehoben, am

26. Oktober 2007 erfolgt nach der Verlesung durch Papst Benedikt XVI. im Linzer Mariendom die Seligsprec­hung.

Franziska Jägerstätt­er hat ihren Mann um 70 Jahre überlebt! Sie hat seine Entscheidu­ng mitgetrage­n und immer verteidigt – wissend, dass sie als Witwe eines „Wehrkraftz­ersetzers“gesellscha­ftlich geächtet würde und ihre drei Töchter alleine aufziehen musste. Die Witwe starb 2013 im Alter von 100 Jahren.

georg.markus@kurier.at

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Fanz Jägerstätt­er weigerte sich, in Hitlers Wehrmacht zu dienen
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