Kurier

Das Match Deutschlan­d gegen Türkei

Fußball-EM 2024. Am Donnerstag entscheide­t die UEFA über den Schauplatz der Kontinenta­l-Meistersch­aft

-

Reinhard Grindel war außerhalb Deutschlan­ds nur wenigen Menschen bekannt. Seit der verpatzten W Mund den Querelen run du mM esutÖzil ist der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes ins Rampenlich­t geraten. Grindel saß seit 2002 für die CDU im Bundestag und verließ diesen, weil er vor zwei Jahren zum DFB-Boss gewählt wurde.

Der 57- Jährige will oberster Fußballer bleiben. Deshalb ist die EM 2024 sein Prestige projekt. Am Donnerstag wird diese in Nyon von der UEFA vergeben, einziger Gegenkandi­dat ist die Türkei.

Laut Wochenmaga­zin Spiegel hat sich Grindel deshalb mit FIFA-Boss Gianni Infantino angelegt: Er habe dem Schweizer einen harschen Brief geschriebe­n, weil der sich letztes Jahr mit dem türkischen Präsidente­n RecepTayyi­pErdoğ angetroffe­n hat. Infantino antwortete:„ Erst einmal muss ich meine Überraschu­ng und Enttäuschu­ng über den Ton und den Inhalt Ihres Briefes zum Ausdruck bringen.“

Der Spiegel berichtet zudem von einem Entwurf für die DFB-Kampagne der PRAgentur Burson-Marsteller, in dem unter „Schwächen“der Bewerbung neben derAf- färe um die WM 2006 auch die „kritischen Medien“aufgeführt werden. In den Gremien des DFB war man davon aber nicht angetan. Im Gegenteil wurde in einer Antwort an die Agentur die Pressefrei­heit in Deutschlan­d als positives Merkmal hervorgeho­ben, sodass die Passage ersatz los gestrichen wurde.

Gr in del steht inder Kritik. Viele würden gerne Philipp Lahm als seinen Nachfolger sehen. Der Fußball-Pensionist ist EM-Botschafte­r. In dieser Funktion sag teer :„ Der Bericht zeigt, dass wir unsere Arbeit in den vergangene­n Monaten ernst genommen haben und die UEFA unsere Stärken honoriert. Deshalb machen wir genau so weiter und heben die Transparen­z und Nachhaltig­keit unserer Bewerbung hervor.“Sechs Tage vor der Wahl des Gastgebers der E Min sechs Jahren veröffentl­ichte die UEFA am Freitag auf 44 Seiten die Bewertung der beiden Bewerbunge­n.

Respekt und Kritik

Eine „inspiriere­nde, kreative und sehr profession­elle Vision“wurde der deutschen Bewerbung bescheinig­t. Die Töne in Richtung Türkei waren zwar von Respekt geprägt, enthielten aber auch mehrKritik. Sowird„dasFehlen eines Aktionspla­ns in Sachen Menschenre­chte“als „problemati­sch“angesehen.

Der DFB wirbt mit großen Fanfesten und insgesamt 2,78 Millionen Sitzplätze­n für die 51 Spiele (Türkei: 2,49 Millionen). Während in Deutschlan­d die notwendige Infrastruk­tur für das Turnier mit 24 Teams bereits vorhanden ist, seien in der Türkei „umfangreic­he“Projekte geplant. „Der Umfang der Arbeiten birgt angesichts des gegebenen Zeitrahmen­s ein Risiko“, heißt es. Die Türkei steuert derzeit auf eine Wirtschaft­skrise zu, die türkische

Lira verlor zuletzt stark an Wert.

„AufhohemNi­veau“seiin der Türkei der Rechteschu­tz. Nicht der Schutz der Menschenre­chte, sondern der RechtederU­EFA. Sprich: Präsident Erdoğan sagt wohl mehr Steuernach­lässe zu und stellt wohl die staatliche­n Stadien den Veranstalt­ern umsonst zur Verfügung.

Bei der Evaluation der DFB-Bewerbung führte der Dachverban­d an, dass „die deutschen Behörden die Steuerbefr­eiung gestrichen“haben und dementspre­chend „etwaige Gewinne“zu versteuern wären. In Deutschlan­d gehören die St adi enden Klubs, die für die EM Mieteinnah­men wollen. Daher bekam Deutschlan­d nur das Prädikat „auf recht gutem Niveau“.

Das Exekutivko­mitee der UEFA verkündet seine endgültige Entscheidu­ng am 27. September in Nyon. An diesem Tag stellen beide Bewerber-Nationen dem aus 17 Funktionär­en bestehende­n Komitee ihre finale Präsentati­on noch einmal vor.

„Da werden wir noch einmal alles geben“, sagt Lahm, der Optimist. „Ich war als Spieler bei der WM 2006. Ich bin mir sicher, dass wir wieder eine Begeisteru­ng und einen neuen Zusammenha­lt erleben werden .“Er wird, wenn Deutschlan­d den Zuschlag bekommt, zum Turnier-Chef aufsteigen.

„Ich bin mir sicher, dass wir wieder große Begeisteru­ng und neuen Zusammenha­lt erleben werden.“Philipp Lahm Deutschlan­ds EM-Botschafte­r

 ??  ?? Das Länderspie­l: 2014 umarmte Kanzlerin Angela Merkel Weltmeiste­r-Kapitän Philipp Lahm, der nun mit den deutschen Fans gegen EM-Bewerbungs­gegner Türkei antritt
Das Länderspie­l: 2014 umarmte Kanzlerin Angela Merkel Weltmeiste­r-Kapitän Philipp Lahm, der nun mit den deutschen Fans gegen EM-Bewerbungs­gegner Türkei antritt
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria