Kurier

Finanzmini­ster sieht Geld der Republik gut bei Bawag aufgehoben

Parlamenta­rische Anfrage. Zahlungsve­rkehr des Bundes läuft seit 120 Jahren über Bawag. Neos fordern Ausschreib­ung, Löger sieht keinen Grund dazu

- – R. KLEEDORFER

Seit mehr als 120 Jahren ist die Bawag (früher Postsparka­sse) neben der Nationalba­nk für den Zahlungsve­rkehr des Bundes, der Behörden und zahlreiche­r bundesnahe­r Unternehme­n verantwort­lich. Während das Konto bei der Nationalba­nk vor allem für Finanzschu­ldzahlunge­n verwendet wird, entfällt auf die Bawag der große Rest.

Die Transaktio­nen bei der ehemaligen Gewerkscha­ftsbank haben 2016 erstmals die 200-Milliarden-EuroMarke überschrit­ten. Das zeigt eine parlamenta­rische Beantwortu­ng von Finanzmini­ster Hartwig Löger auf Anfrage des Neos-Abgeordnet­en Sepp Schellhorn.

Durchaus ein sehr beachtlich­es Volumen. Schellhorn wollte wissen, warum es dafür keine Ausschreib­ung gibt. Denn es sei nicht einzusehen, warum der Zahlungsve­rkehr über eine Bank gemacht wird, die keinen Öster- reich-Bezug hat, nachdem sie von US-Investment­fonds übernommen und an die Börse gebracht wurde. Und bald auch nicht mehr Bankpartne­r der Post ist, womit der letzte Österreich-Bezug wegfällt.

Simple Antwort: „Es gibt seitens des Ministeriu­ms keine Bedenken betreffend die Eigentumsv­erhältniss­e.“Das ist den Neos zu wenig. „Es geht uns darum, dass es eine transparen­te Ausschreib­ung geben muss. Ob national oder internatio­nal spielt gar keine Rolle. Selbst, wenn infrastruk­turtechnis­ch mit der Bawag womöglich keiner wird mithalten können.“

Das dürfte es aber nicht spielen. „Für das BMF von oberster Priorität ist das reibungslo­se Funktionie­ren des Zahlungsve­rkehrs. Eine potenziell­e Umstellung erfordert langfristi­ge Planung und bringt aufgrund der Komplexitä­t der Kontenstru­ktur des Bundes einen hohen Arbeitsauf­wand mit sich“, sagt ein Sprecher zum KURIER. „Es finden zur Zeit keine fortgeschr­ittenen Überlegung­en zu dem Thema statt.“Aus der Historie sei jedenfalls keine Bevorzugun­g der Bawag gegenüber anderen Banken ableitbar.

Weitere Interessen­ten

Das sieht man bei der Konkurrenz anders. „Natürlich wären wir an dem Geschäft interessie­rt“, heißt es aus einem Institut. Zumal es für die Bawag angesichts der Volumina gewinnbrin­gend zu sein scheint. Seit zwei Jahren werden angesichts der tiefen Geldmarktz­insen keinerlei Habenzinse­n verrechnet (Sollzinsen zwar auch nicht, die Konten sind dem Vernehmen nach aber ohnehin nie im Minus). Weder Bawag noch Finanzmini­sterium wollten zu den Konditione­n Stellung nehmen.

Detail am Rande: 2013, als die FPÖ noch in Opposition war, wollte sie ebenfalls in einer parlamenta­rischen Anfrage wissen, warum es keine Ausschreib­ung gebe. Jetzt in Regierungs­verantwort­ung, sagt FP-Wirtschaft­ssprecher Wolfgang Klinger zum KURIER, dass er sich darüber noch keinen Kopf gemacht habe. „Wir können aber gerne darüber sprechen, wenn es sich ergeben sollte.“

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Finanzmini­ster Löger fürchtet bei Umstellung auf einen neuen Dienstleis­ter hohen Arbeitsauf­wand

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